Kanada: Handvermittlung als Waffe gegen Dialer

Die kanadische Regulierungsbehörde CRTC habe im ersten Halbjahr 2004 bundesweit fast fünf Mal so viele Beschwerden wegen Dialer-Betrugs erhalten wie im Vorjahr.

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Trotz vergleichsweise niedriger Fallzahlen haben die kanadischen Telefonnetzbetreiber Telus und Sasktel drastische Maßnahmen gegen Dialer-Betrug ergriffen. Seit 1. Juli sind aus dem Telus-Netz Verbindungen nach Guinea-Bissau, Guyana, Nauru sowie Sao Tomé und Príncipe nur mehr über die Vermittlung erreichbar. Bei Sasktel sind die gleichen Länder mit Ausnahme von Guyana betroffen, hinzu kommen Tuvalu sowie die mit Neuseeland assoziierten Cook-Inseln und Tokelau. In Kanada und den USA sind mehr und mehr Dialer im Umlauf, die Telefonnummern mit Vorwahlen anrufen, welche fernen Ländern zugeordnet sind. Ein Teil der auflaufenden hohen Telefongebühren wandert dann in die Tasche der Betrüger.

Der Trick funktioniert aber nur, solange die teuren Verbindungen von Usern und deren Telefongesellschaften unbemerkt aufgebaut werden. Um dem automatisierten Betrug einen Riegel vorzuschieben, haben Telus und Sasktel nun Selbstwählverbindungen in die besonders betroffenen Vorwahlregionen unterbunden. Bell Canada will am 1. August nachziehen. Kunden der Netzbetreiber, die tatsächlich Anschlüsse der gesperrten Vorwahlbereiche anrufen möchten, müssen die Vermittlung bemühen. Zusätzliche Kosten fallen dafür nicht an.

"In der Provinz Saskatchewan haben sich mehr als 700 Einwohner über Sasktel-Rechnungen beschwert, die Seite um Seite Verbindungen nach Sao Tomé auflisteten", berichtete Charlie Fleet von Telus im Gespräch mit heise online, "Bei Telus haben wir in den letzten drei Monaten insgesamt 300 Beschwerden von Kunden erhalten." Die kanadische Regulierungsbehörde CRTC habe im ersten Halbjahr 2004 bundesweit fast fünf Mal so viele Beschwerden erhalten wie im Vorjahr. Der Höhepunkt sei im Mai mit 1.880 gemeldeten Problemen zu verzeichnen gewesen, im Gesamtjahr 2003 hatte es nur 350 Beschwerden gegeben.

Den PhoneBusters wurden 2004 bereits über 1.000 Fälle gemeldet. Die Schadenssumme liegt dabei bei rund 200.000 kanadischen Dollar (rund 123.000 Euro). Die PhoneBusters sind ein von der Royal Canadian Mounted Police und der Provinzpolizei von Ontario betriebenes Anti-Betrugs-Callcenter, das insbesondere Informationen über Telemarketing-Betrug, "Identitätsdiebstahl" und dem als "419 Scam" berühmt gewordenen Vorauszahlungsbetrug sammelt. Kanadische Dialer-Opfer können aber auch gleich online Anzeige erstatten. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)