Erste Geräte für Near Field Communication bereits Ende 2004
Die drahtlose Übertragungstechnik wird von Philips, Sony und Nokia gemeinsam entwickelt und kombiniert die Eigenschaften von RFID und kontaktlosen SmartCards.
Die ersten Geräte mit Near Field Communication (NFC) werden bereits Ende des Jahres auf den Markt kommen; dies soll Mobilfunk-Zubehör sein, echte NFC-Handys folgen 2005 von Nokia. Dies hat Philips Semiconductors Styria am heutigen Donnerstag in Wien angekündigt. Die drahtlose Übertragungstechnik wird von Philips, Sony und Nokia gemeinsam entwickelt und kombiniert die Eigenschaften von RFID und kontaktlosen SmartCards. Ein NFC-Gerät kann dabei sowohl als Tag als auch als Lesegerät fungieren. Im Bereich von 13,56 MHz werden über maximal zehn Zentimeter bis zu 424 kBit/s übertragen, eine Erweiterung des Standards (ISO/IEC 18092, ECMA 340, ETSI TS 102 190) auf 1 MBit/s ist in Vorbereitung.
Die geringe Reichweite ist dabei kein Nachteil, sondern das eigentliche Feature der Technologie. Gerade und nur durch die unmittelbare Annäherung von zwei NFC-Geräten wird eine Verbindung zwischen diesen hergestellt. Die Datenübertragung beginnt dann sofort, spezielle Konfigurationsmaßnahmen sind nicht erforderlich. Übertragen werden typischerweise aber nur geringe Datenmengen. Philips sieht drei Hauptanwendungsgebiete: in Kombination mit SmartCards (etwa zur Konfiguration diverser Geräte), Peer-to-Peer (zum Beispiel zum Austausch von elektronischen Visitenkarten oder Bildern zwischen zwei Geräten oder zum flotten Pairing für Bluetooth oder WLAN) sowie bei batterielosen Informationstags. Letztere können nach den Vorstellungen von Philips mit Zusatzkosten im einstelligen Cent-Bereich in Werbeplakate oder Visitenkarten mit eingedruckt werden; wird ein aktives NFC-Modul darangehalten, empfängt dieses die Daten der Visitenkarte oder zum Beispiel einen Link zu einer Website. Beim P2P-Einsatz können Daten in beide Richtungen übertragen werden. Philips schwebt dabei vor, auf diesem Weg beispielsweise zwei Handys oder PDA sich automatisch miteinander per Bluetooth oder WLAN zu verbinden oder, wenn auf beiden Geräte die elektronische Visitenkarte geöffnet ist, diese Daten ohne weiteres auszutauschen.
In Verbindung mit bereits vorhandener SmartCard-Infrastruktur wird sich NFC relativ schnell als Bezahlungstechnologie etablieren, hofft das NFC-Konsortium. Denn Near Field Communication ist sowohl mit dem SmartCard-Standard Mifare von Philips als auch mit FeliCa von Sony kompatibel. Mifare ist beispielsweise als Fahrausweis-System in öffentlichen Verkehrsmitteln in London (oyster), Moskau oder Warschau, aber auch in 60 chinesischen Städten im Einsatz. Ab 2007 sollen alle niederländischen öffentlichen Verkehrsmittel damit ausgestattet sein (Trans Link). In Hongkong (Octopus), Singapur (ezlink) sowie in Japan (Nagasaki, East Japan Railway etc.) wird Sonys FeliCa genutzt. Da sich SmartCards in SIM-Karten integrieren lassen, könnten NFC-Mobiltelefone eigene Plastikkarten als Fahrschein überflüssig machen.
Die Philips-Niederlassung im steirischen Gratkorn ist das Kompetenzzentrum des Konzerns für Chip-basierte Identifikationstechnologien. Mit über einer Milliarde verkaufter Halbleiter für kontaktlose ID-Lösungen ist das Unternehmen nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Zum Jahresanfang wurden 150 Mitarbeiter beschäftigt, bis Jahresende sollen es 180 werden. Gefragt sind vor allem Hochfrequenztechniker und Analog-Designer. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)