NRW-Steuerfahnder nehmen Internet-Händler ins Visier

20 Fahnder seien bei den großen Handelsplattformen im Netz ständig auf der Suche nach Profi-Händlern, die keine Umsatzsteuer abführten, berichtet das nordrhein-westfälische Finanzministerium.

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Von
  • dpa

Die Steuerfahnder nehmen in Nordrhein-Westfalen verstärkt den Handel im Internet ins Visier. 20 Fahnder seien bei den großen Handelsplattformen im Netz ständig auf der Suche nach Profi-Händlern, die keine Umsatzsteuer abführten, berichtete das nordrhein-westfälische Finanzministerium am Dienstag in Düsseldorf. Allein beim Marktführer eBay tummeln sich 900 so genannte "Powerseller" aus dem Ruhrgebiet mit einem durchschnittlichen Umsatz von 3000 Euro im Monat, sagte Steuerfahnder Rüdiger Kubik aus Bochum.

Es gehe nicht darum, Gelegenheitströdler zu verfolgen, sondern um Millionenumsätze, die "vergessen" worden seien, dem Finanzamt mitzuteilen. Oft seien es normale Einzelhändler, die sich im Internet ein zweites Standbein aufgebaut hätten, ihre Online-Umsätze aber dem Fiskus verschwiegen. Viele Händler glaubten sich anonym, weil sie ihre Geschäfte unter Spitznamen abwickelten. Für die Steuerfahnder seien sie aber keineswegs anonym, warnte Kubik.

Die Fahnder seien einigen Fällen von Umsatzsteuerbetrug in großem Stil auf der Spur. Bei Händlern, die 200.000 Euro Umsatz als "Privatverkäufe" ohne Gewährleistung abwickelten, sei schon auf den ersten Blick klar, dass dort etwas nicht stimmen könne, sagte Kubik. Bei fünf bis zehn Prozent der bislang überprüften, professionellen Internet-Händler seien Unregelmäßigkeiten entdeckt worden. Der jährliche Verlust an Umsatzsteuer durch Steuerbetrüger wird bundesweit auf 20 Milliarden Euro geschätzt.

Insgesamt sicherten die nordrhein-westfälischen Steuerfahnder dem Fiskus im vergangenen Jahr fast eine halbe Milliarde Euro, der höchste Betrag der vergangenen fünf Jahre. Jeder Steuerfahnder habe durchschnittlich 762.000 Euro nicht gezahlter Steuern ermittelt, berichtete das Finanzministerium. Insgesamt waren es 479 Millionen Euro. Allein die Aufdeckung der von den Banken unterstützten Flucht vor der Zinsertragssteuer habe in den vergangenen Jahren 1,9 Milliarden Euro eingebracht. Die nordrhein-westfälischen Betriebsprüfer hätten im vergangenen Jahr fast 43.000 Unternehmen überprüft und dem Staat dabei Mehreinnahmen von 4,4 Milliarden Euro verschafft.

Besonders lohnend sei auch die Kontrolle der so genannten Einkommensmillionäre mit jährlichen Einkünften von mindestens 500.000 Euro gewesen. Fast 3000 Bürger in Nordrhein-Westfalen liegen in dieser Einkommens-Spitzenklasse. 530 von ihnen wurden im vergangenen Jahr gründlich überprüft -- was dem Fiskus Mehreinnahmen von 67 Millionen Euro einbrachte. Unzufrieden zeigte sich Finanz-Staatssekretär Wolfgang Steller mit der Steueramnestie für Schwarzgelder im Ausland. Statt der ursprünglich veranschlagten 500 Millionen Euro gehe das Land inzwischen nur noch von 150 Millionen Euro aus, die reuige Besitzer von Auslandsvermögen in diesem Jahr nachversteuern werden. Zur Jahreshälfte seien es 67 Millionen Euro gewesen.

Wachsender Akzeptanz erfreut sich weiterhin die Online-Steuererklärung Elster. 350.000 Bürger werden ihre Steuererklärung in diesem Jahr voraussichtlich via Internet übermitteln und die Finanzämter so deutlich entlasten. Im vergangenen Jahr seien es 240.000 gewesen. (dpa) / (jk)