HP mit "Unterhaltungsoffensive" auf neuen Pfaden

Die Marktbeobachter sind sich uneins, ob Hewlett-Packard mit seinen neuen Angeboten bei der angestrebten Kundschaft Erfolg haben wird.

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Der iPod from HP, der ab 15. September über Hewlett-Packard erhältlich sein wird, unterscheidet sich nur in einem kleinen Detail von dem Ursprungsmodell. Unter dem Apple-Logo auf der Rückseite des MP3-Players wird ein kleines HP-Zeichen prangen. Ansonsten unterscheiden sich die beiden, für 300 und 400 US-Dollar angebotenen Modelle von den Original-Playern aus dem Hause Apple gar nicht -- sie sollen aber nichtsdestotrotz einen wichtigen Bestandteil der neuen Unterhaltungsoffensive von HP darstellen.

Analysten sehen den schon Anfang des Jahres eingefädelten Deal mit der Apfelfirma mit gemischten Erwartungen. Apple habe einen minimalen Kompromiss eingehen müssen und dabei einen neuen, großen Vertriebskanal erschlossen. HP hingegen könne das eigene Produktportfolio mit fremden Federn schmücken, nämlich mit einem der derzeit erfolgreichsten Musikabspielgeräten in Kombination mit den ebenfalls erfolgreichen iTunes Music Store.

Während man sich bei HP, das zum ersten Mal ein Fremdprodukt in das eigene Angebot übernommen hat, über den Ausgang des Experiments im Unklaren ist, sehen die Marktbeobachter aber auch starke Konkurrenz aufkommen. Creative, Samsung und Sony stellen sich mit eigener Musik-Hardware auf und Microsoft bereitet sich auf den Start eines eigenen Online-Musikdienstes vor.

HP verlässt sich auf der Suche nach jungen Kunden, denen es nach Unterhaltung dürstet, nicht nur auf ein Standbein. Das Unternehmen ist neuerdings einer der Sponsoren der MTV Video Music Awards in den USA, in Europa, Asien und Lateinamerika. Der Videopreis erreiche potenziell weltweit bis zu eine Milliarde junge Zuschauer -- und denen unterstellt HP, "digitale Pioniere" zu sein. Analysten, die von HP eine klarere Strategie auf diesem Markt fordern, sehen aber angesichts der starken und auch erwachenden Konkurrenz noch keine Erfolgsgarantie.

Auch für die etwas begüterte und womöglich ältere potenzielle Kundschaft hat HP sein Angebot ausgebaut, nämlich mit dem The HP Digital Entertainment Center, mit dem die Kunden ihre Musik, Filme und Fotos mit nur einem Gerät unter Kontrolle haben sollen. Es bündelt wohnzimmertauglich die Daten und macht sie mit dem HP Media Center Extender schnurlos im ganzen Haus nutzbar.

Wenn es in den neuen Bereichen nicht klappen sollte, hat HP womöglich Erfolg auf einem der angestammten Märkte, dem der Tinten und Druckerzubehöre. Als Zubehör zum iPod will das Unternehmen nämlich auch "HP Printable Tattoos" anbieten, also spezielles Papier, das sich auf den MP3-Player kleben lässt. Die Kunden können dazu Bilder von ihren Lieblingsmusikern bei HP herunterladen und auf das Papier drucken. Zehn Blatt davon kosten 15 US-Dollar. Ein Aufdruck soll etwa drei bis vier Wochen halten.

Nicht nur hier wird deutlich, dass HP nicht gewillt ist, seine Druckersparte zu vernachlässigen. Der Branchenriese hat seiner Tinte nun nämlich auch einen eigenen Markennamen verpasst. Mit "Vivera" -- so der neue Name -- will sich HP gegen die Konkurrenz, insbesondere Epson und Canon, in Stellung bringen. Hier, wie auch beim Engagement in der Unterhaltungsbranche, haben die Analysten gemischte Gefühle. Zwar sei der Schritt sinnvoll, doch es werde nicht einfach sein, den Verbrauchern beizubringen, dass der Markenname wirklich ein Unterschied zur Konkurrenz markiere.

Die Vivera-Tinte soll passend zu neuen Druckern die digitale Fotografie in neue Höhen der Qualität bringen, aber auch erschwinglich sein, so HP. Die Preise reichen von 35 Euro für eine Kartusche "HP 97 Tri-color" mit 14 Millilitern bis hin zu 20 Euro für eine "HP 94 Black" mit 11 Millilitern. Nun glauben Analysten, HP könne sich mit einer eigenen Tinten-Marke womöglich gegen die Marken von Canon ("Think Tank System") und Epson ("Durabite") profilieren, drohe aber wohl weiterhin von No-Name-Anbietern ausgestochen zu werden. (anw)