Musik-CD mit frei kopierbaren Songs unter Creative-Commons-Lizenz

Auf Initiative des Magazins Wired sucht eine Gruppe Musiker mit der Creative-Commons-Lizenz eine Alternative zur strikten Copyright-Politik der Musikindustrie.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torge Löding

Mit einer neuen Musik-CD wollen 16 mehr oder weniger bekannte US-Interpreten neue Wege im Urheberrecht gehen. Während die Musikindustrie -- bei der die meisten der Interpreten unter Vertrag stehen -- noch den harten Konfrontationskurs hält und im Moment gegen 4679 mutmaßliche Raubkopierer gerichtlich zu Felde zieht, bekommt die Initiative für die Creative-Commons-Lizenz neuen Aufwind. Auf Initiative des US-Magazins Wired haben sich die Künstler, darunter die Beastie Boys und David Byrne, zusammengetan und The Wired CD: Rip. Sample. Mash. Share produziert. Rund 750.000 Exemplare der CD will Wired verteilen, die ersten mit der November-Ausgabe des Heftes, heißt es in einem Bericht des Wall Street Journal. Zudem solle das Werk bei einem Byrne-Konzert in New York verteilt werden.

Die Creative-Commons-Lizenz sieht vor, dass die Kreativen ihre Werke selbst mit den Freiheiten markieren, die sie den Nutzern bieten sollen. Geschaffen hat die Lizenz der Jura-Professor Lawrence Lessig, der die deutsche Version davon im Juni auf auf der Wizard of OS 3 in Berlin vorgestellt hatte. Ziel der auch bereits in vier anderen maßgeschneiderten Länderversionen und einer speziell auf Entwicklungsländer zugeschnittenen Ausgabe existierenden Lizenz sei es, einen gigantischen, weltweiten Pool an Werken zu schaffen, die komplett oder für nicht kommerzielle Zwecke zum weitgehend freien Download und zum Remixen zur Verfügung stehen. Dahinter steht ein Dreischichten-Modell: Es besteht aus einer allgemeinverständlichen Darstellung der Lizenz, einer für Anwälte gedachten langen Erläuterung sowie einer maschinenlesbaren Version. Über diesen Ansatz sei es möglich, betont Lessig, den Austausch von Rechten an Inhalten in verschiedenen Projekten ohne Anwälte automatisch abzuwickeln.

Für die Wired-CD haben die Künstler ihre Werke unter der Angabe "some rights reserved" zusammengestellt -- in Abgrenzung zum sonst üblichen "all rights reserved". Technisch handelt es sich um eine ganz normale CD, das Kopieren oder Rippen des Inhalts ist aber ausdrücklich legal. Die Künstler konnten das bei den vorliegenden Tracks machen, da diese bislang nicht auf anderen CDs veröffentlicht wurden.

Als Creative-Commons-Unterstützerin bekannte sich unterdessen Hilary Rosen, die in ihrer damaligen Funktion als Chefin des US-Musikindustrieverbandes RIAA vor einem Jahr den Klagereigen gegen Raubkopierer einleitete. Heute arbeitet Rosen als Kommentatorin und Beraterin für den US-Sender CNBC. Die Idee sei gut, auch wenn es sich nur um eine Nischen-Lösung handele, sagte sie in einem Interview. (tol)