Linux-Migration im Bundestag sorgt für zeitweisen Netzausfall

Nach der Umstellung eines Großteils der Server im Parlament am Wochenende auf das freie Betriebssystem waren die Abgeordnetenbüros heute morgen ohne Internet -- noch ist die Panne nicht komplett behoben.

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"Server down", hieß die Fehlermeldung am heutigen Montagmorgen im Bundestag. Grund sind Komplikationen nach der Umstellung eines Großteils der Backend-Rechner auf Linux am Wochenende, angeblich gab es vor allem Probleme mit der Datenentschlüsselung. Das zuständige Referat für zentrale Technikdienste hatte die mehrfach verzögerte Migration vergangene Woche in einer Hausmitteilung angekündigt. Darin hatte es aber geheißen, dass am Montagmorgen mit dem Internet alles wieder laufen würde. Doch als die meisten Abgeordnetenbüros gegen 8 Uhr morgens ihre Arbeit aufnehmen wollten, bestand keine Verbindung per Internet zum Rest der vernetzten Welt. E-Mails konnten nicht abgerufen werden, das Recherchieren im Web war unmöglich. Mitarbeiter beschwerten sich gegenüber heise online über die Lahmlegung der Büros. Sie waren aufgefordert worden, ihre Rechner bis 9.45 Uhr abgeschaltet zu lassen.

Kurz vor 10 Uhr war die Panne dann teilweise behoben -- zumindest funktioniert die Internetverbindung momentan bei einigen Rechnern. Andere Mitarbeiter können sich aber nach wie vor nicht anmelden. An der IT-Hotline im Parlament herrscht derweil rege Betriebsamkeit. Bis zum Mittag, erfährt man dort, sollen auch die restlichen Computer wieder online gehen können. Derweil sind die im Bundestag verbliebenen IT-Experten -- der Großteil der Telekommunikations- und Computerdienstleistungen wird über externe Firmen abgewickelt -- gemeinsam mit den Migrationspartnern aus der freien Wirtschaft noch fieberhaft am Umstöpseln der Server und an der Beseitigung des Fehlers. Der externe Parlamentsserver war von den Problemen übrigens nicht betroffen.

Die Migration der etwa 150 Bundestagsserver war nach langem Hin und Her im Februar 2002 von der für Informations- und Kommunikationstechnologie zuständigen Kommission des Parlaments beschlossen worden. Rot-Grün hatte die Open-Source-Lösung gegen Bedenken der Union und der FDP durchgesetzt. Es handelt sich um eine Mischlösung, bei der die E-Mail- und Groupware-Server unter Linux laufen, ebenfalls wurden die Datei- und Druckserver sowie die Anwendungen für die Benutzeranmeldung, Datenbanken und -Datensicherung auf freie Software umgestellt. Als Verzeichnisdienst kommt die Open-Source-Software OpenLDAP zum Einsatz. Die Teillösung mit der freien Software gilt als Vorstufe für weitere Umrüstungsmöglichkeiten auch auf den Desktops hin zu Linux. (Stefan Krempl) / (jk)