Elektronische Gesundheitskarte vor möglichem Finanzdebakel

Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland droht bei Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ein finanzielles Debakel: Sie werde doppelt so viel wie geplant kosten.

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Von
  • Torge Löding

Noch eine schlechte Nachricht für die Befürworter der elektronischen Gesundheitskarte: Nachdem das Projekt mit dem Big Brother Award "ausgezeichnet" wurde, droht nun offenbar ein finanzielles Debakel. Nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD) liegen die erwarteten Kosten mit bis zu 3,4 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bisher angegeben. In den Schätzungen ihres Ministeriums von 0,7 bis 1,4 Milliarden Euro sei ein Großteil der Kosten für die Aufrüstung der Computersysteme in den Arztpraxen, Kliniken und Apotheken nicht enthalten, berichtet die Wirtschaftszeitung weiter. Dafür seien weitere 1,5 bis 2 Milliarden Euro erforderlich. Das Gesundheitsministerium beharrte indes auf seinen Kostenschätzungen. Kämen allerdings weitere Funktionen wie eine elektronische Patientenakte hinzu, seien Mehrkosten allerdings nicht auszuschließen, sagte eine Sprecherin.

Die elektronische Gesundheitskarte soll ab 2006 die bisherige Chipkarte der gesetzlichen Krankenkassen ersetzen. Dabei soll die Gesundheitskarte über die verwaltungstechnischen Daten der bisherigen Karte hinaus das papiergebundene Rezept ersetzen und auf der Rückseite den europäischen Auslandskrankenschein abbilden -- dies allerdings nur zur Verwendung als Sichtdokument. Das Projekt gilt als eines der größten Informationstechnikvorhaben weltweit. Die genaue Ausgestaltung, die Art der Datenspeicherung und andere technische und rechtliche Gegebenheiten sind aber nach wie vor umstritten.

Zur elektronischen Gesundheitskarte und der Reform des Gesundheitswesens siehe auch: (tol)