Open Source als Strategie gegen Offshoring

Ein Thema auf der Open Source Business Conference in Wien war das das Verlagern von Tätigkeiten in der IT-Branche in Länder mit deutlich niedrigeren Arbeitskosten und die Chancen österreichischer Software-Entwickler.

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Von
  • Daniel AJ Sokolov

"Open Source ist eine Chance für kleine, lokale Unternehmen, sich gegen Offshoring-Anbieter zu positionieren", sagte Gerhard Havlik vom OSCON-Mitveranstalter incite. Die Open Source Business Conference (OSCON) tagte am Freitag in Wien. Danese Cooper, Open-Source-Verfechterin von Sun Microsystems, berichtete von ihren Beobachtungen in Indien. Dort sei ein bedeutender Wirtschaftszweig nur damit beschäftigt, Standardsoftware einzusetzen oder verschiedene Standardkomponenten miteinander zu verknüpfen. "Dafür wurde etwa Visual Studio geschaffen. Das ist jedoch keine kreative Arbeit. In Indien hat sich eine riesige Software-Industrie gebildet, die aber -- in Relation zu anderen Wirtschaftsbereichen -- fast nichts erfindet." Open Source und die damit mögliche Kreativität sind aus Coopers Sicht der richtige Weg.

"Beim reinen Codieren, wo es um tausende Codezeilen geht, sind wir natürlich aufgrund der Kostenstruktur im Nachteil. Wenn wir das Gleiche machen wie die Inder, brauchen wir gar nicht erst anzufangen", schlug Friedrich Bock, Obmann des Fachverbandes Unternehmensberatung und IT (UBIT) in der österreichischen Wirtschaftskammer, in die gleiche Kerbe. Nur mehr 35 Prozent aller Exporte aus Österreich seien Warenexporte, auch die IT-Branche müsse sich weg von der Codeproduktion hin zu "Hirnschmalz und Service" orientieren. Auch Angelika Gößler, Sprecherin der Open Source Experts Group im UBIT, bestätigte, dass bei den Projekten der über 230 Mitgliedsunternehmen ihrer Gruppe der Beratungsanteil sehr hoch sei. Dies sei im internationalen Wettbewerb ein Vorteil, denn "die Arbeit vor Ort kann nicht ins Ausland verlagert werden".

Offshoring funktioniere nur bei Projekten, die ein sehr klares, ausführliches Pflichtenheft und einen nachfolgenden Qualitätssicherungsprozess hätten, meint Havlik. "Heute wird aber oft in einem Prototypverfahren gearbeitet. Dabei wird in einem laufenden Dialog zwischen Kunde und Auftragnehmer Software erarbeitet. Das geht nur vor Ort", sagte Havlik gegenüber heise online. Aber auch beim Export von Dienstleistungen in Länder mit niedrigerem Lohnniveau könne man erfolgreich sein, wenn das arbeitsintensive Coden durch Personal im Zielland, Management und Qualitätssicherung aber durch österreichische Spezialisten erfolge. Das langfristige Erfolgsgeheimnis seien also Qualität und Bildung. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)