Hotspots bleiben kalt: Outsourcing bei One

In Österreich gibt es nur wenige profitable kommerzielle Hotspots. Der größte Anbieter One zieht nun Konsequenzen.

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In Österreichs Mobilfunk-Branche ist Ernüchterung eingekehrt. Obwohl sich Notebooks mit WLAN gut verkaufen, geht das Hotspot-Geschäftsmodell nicht auf. Im ganzen Land gibt es höchstens eine Hand voll kommerzieller Hotspots, die profitabel sind. One, der größte Anbieter, zieht nun Konsequenzen. Der weitere Ausbau des Hotspot-Netzes wurde gestoppt. Die technische Betreuung der Hotspots wird zu Alcatel ausgelagert. Kündigungen wird es nicht geben. "Wir glauben weiterhin an die Wichtigkeit von Wireless LAN, wollen uns aber strukturell optimal aufstellen", sagte Unternehmenssprecher Florian Pollack gegenüber heise online. "Wenn es Geräte, die sowohl UMTS als auch WLAN beherrschen, am Markt gibt, wird auch die Nutzung der Hotspots zunehmen."

Im Oktober 2001 hatte One die Firma eWave Telekommunikation GmbH übernommen. Das Unternehmen war auf den Betrieb von WLAN-Funkstrecken zur Anbindung von Firmenkunden ans Internet sowie Festnetztelefoniedienste spezialisiert. Unter der Ägide von One wurde eWave strategisch neu ausgerichtet. WLAN-Funkstrecken wurden teilweise abgeschaltet, einige Hotspots errichtet. Vor allem aber wurden Kooperationsverträge mit anderen Zugangspunkt-Betreibern wie metronet, funknetz.at und Vorarlberg Online abgeschlossen. Mitte 2003 konnte One seinen Kunden bereits Dienste an 300 Hotspots offerieren, ein halbes Jahr später waren es zirka 500, heute sind es 619.

Ende 2003 hatte Österreich eine der höchsten Hotspot-Dichten der Welt, die drei großen Mobilfunk-Netzbetreiber erhofften sich damit gute Geschäfte. Heute sind die heißen Punkte kaum noch ein Thema. eWave soll unbestätigten Informationen zufolge im Dezember lediglich 300 WLAN-Voucher für je 90 Minuten Zugangsberechtigung zum Bruttopreis von 15 Euro verkauft haben. Dazu kommen ebenfalls überschaubare Umsätze durch One-Kunden, die nach ihrem GPRS/UMTS-Tarif abgerechnet werden.

Nun soll nur der profitable Telefonie-Zweig von eWave weitergefahren, die Hotspot-Betreuung aber an Alcatel übergeben werden. Erst vergangene Woche war das Outsourcing des Betriebs der IT-Infrastruktur und an Siemens Business Services (SBS), die bereits seit langem die SAP-Systeme von One innehaben, bekannt gegeben worden. 28 Mitarbeiter werden jetzt von SBS übernommen. Nachdem bereits Betrieb und Wartung der Mobilfunknetze (GSM und UMTS) sowie des Transmission-Netzwerks an Alcatel, das Gebäude-Management an die VA Tech sowie die Endgerätelogistik an die Bertelsmann-Tochter avarto ausgelagert wurden, ist das Hotspot-Outsourcing nur mehr ein kleiner Schritt. Im Gegenzug wandert das Festnetzgeschäft f-One von One zu eWave.

Bei T-Mobile ist ebenfalls ein "Effizienz- und Wachstumsprogramm" angesagt. Die offizielle Kundenzahl steht seit langem bei 2 Millionen, die Mitarbeiterzahl ist rückläufig. Vorige Woche wurden 150 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. In der Branche wird erzählt, dass nur ein einziger T-Mobile-Hotspot positive Deckungsbeiträge liefere. Zu den WLAN-Plänen gibt sich T-Mobile Austria bedeckt, aber ein Ausbauprogramm gibt es auch dort keines mehr. Nur die Mobilkom wird ihre Verpflichtungen aus den Kooperationsverträgen mit McDonald's und den Austria-Trend-Hotels noch erfüllen und sogar einige Knotenpunkte öffentlicher Verkehrsmittel neu versorgen. So wird das A1-Netz auf über 200 Zugangspunkte wachsen.

Siehe dazu in heise mobil:

(Daniel AJ Sokolov) / (anw)