Chef des MIT Media Lab plant Billig-Rechner für arme Länder
Nicholas Negroponte will mit einem portablen 100-Dollar-Rechner auf Basis von AMD-CPUs und Linux vor allem die Schulbildung in den Entwicklungsländern revolutionieren.
Der Gründer und Chef des Media Lab an der US-Eliteuniversität MIT (Massachusetts Institute for Technology), Nicholas Negroponte, plant zusammen mit dem Chipkonzern AMD die Massenproduktion von billigen portablen Rechnern für die Entwicklungsländer. Er peile dabei einen Preis von 100 Dollar pro Stück an, sagte Negroponte der Financial Times Deutschland auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
"Das Modell ist entwickelt, jetzt muss ich die weiteren Partner zusammenstellen. Mit dem Marktstart rechne ich in 12 bis 18 Monaten", sagte Negroponte. Ein AMD-Sprecher bestätigte die Zusammenarbeit und bezeichnete den Plan als ein "hochinteressantes Projekt". Der US-Konzern war bereits im vergangenen Jahr mit seiner Idee eines Personal Internet Communicator (PIC) an die Öffentlichkeit getreten, mit der Entwicklungs- und Schwellenländer mit billigen Rechnern versorgt werden sollten: Im Rahmen der 50x15 Strategy möchte AMD bis 2015 insgesamt 50 Prozent der Weltbevölkerung mit Computern ausstatten. AMDs PIC soll (einschließlich Software) allerdings 185, mit Monitor dann 250 US-Dollar kosten.
Negropontes Pläne, für die nicht nur AMD, sondern auch Google, Motorola, Samsung und Rupert Murdochs News Corp Unterstützung zugesagt haben sollen, sehen aber etwas anders aus als das ursprüngliche Vorhaben vom AMD: Er will mit seinem Billig-Computer vor allem die Schulbildung in den Entwicklungsländern revolutionieren. Die Geräte sollen zudem von den Bildungsministerien in den entsprechenden Staaten gekauft und an die Schüler verteilt werden; AMD strebt zumindest beim PIC Kooperationen mit örtlichen Telekommunikationsfirmen und Behörden an, die die Rechner verkaufen sollen. Negropontes Billig-Rechner, für den laut Red Herring eine Firma zur Produktion und Vermarktung gegründet werden soll, an der das MIT beteiligt wäre, soll mit einem 14-Zoll-Farbmonitor, AMD-CPUs und Linux als Betriebssystem ausgestattet sein.
Negroponte erklärte, er habe, um den Regierungen den Kauf seiner Rechner zu ermöglichen, Kontakt mit der Weltbank aufgenommen: "Wir werden das Gerät nicht auf dem freien Markt verkaufen. Mit unserer Zielgruppe müsste das Marktpotenzial bei rund 800 Millionen Stück liegen", betonte Negroponte. Mit dem Erziehungsminister Chinas habe er im Januar gesprochen. "Es gibt ein sehr starkes Interesse", betonte Negroponte. (jk)