Notrufsystem für Autos soll 2009 kommen
Nach dem Willen der EU-Kommission und der Automobilindustrie sollen alle Neufahrzeuge in Europa ab 2009 mit automatischen Notrufsystemen ausgestattet werden -- vom angekündigten EU-weiten Konsens scheint man aber noch weit entfernt.
Neufahrzeuge in Europa sollen nach dem Willen der EU-Kommission und der Automobilindustrie ab 2009 mit automatischen Notrufanlagen ausgestattet werden. Bei einem Unfall soll das "eCall"-System automatisch oder auch manuell ausgelöst die Notrufnummer 112 wählen und den genauen Unfallort übermitteln. Auf einer Tagung der EU-Initiative "eSafety", die sich zum Ziel gesetzt hat, die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr in Europa bis 2010 zu halbieren, verständigten sich Vertreter der EU-Mitgliedstaaten und der Industrie jetzt auf einen Aktionsplan.
Demnach sollen bis Ende 2005 die Normen und Spezifikationen für das eCall-System festgelegt, im Jahr 2006 Feldtests durchgeführt und ab 2009 alle Neufahrzeuge mit der eCall-Technik ausgerüstet werden. Zum Einsatz kommen soll der um Standortangaben erweiterte einheitliche europäische Notruf (E-112). Die eCall-Protagonisten weisen allerdings darauf hin, dass das System nur funktionieren kann, wenn die Notdienste der Mitgliedstaaten ihre Notrufzentralen so aufrüsten, dass sie die eCall-Standortangaben spätestens ab 2007 auch verarbeiten können. Alle müssen also an einem Strang ziehen.
Eine entsprechende Absichtserklärung, in der festgelegt ist, welche Maßnahmen die Kommission, die Mitgliedsstaaten und die Automobilindustrie, die Telekommunikationsunternehmen und die Versicherungen ergreifen müssen, trage bereits "mehr als 20 Unterschriften aus der Wirtschaft, der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten", teilt die eSafety-Gruppe stolz mit. Schaut man sich die Unterschriften (PDF) auf dem seit August vergangenen Jahres ausliegenden Memorandum of Understanding for Realisation of Interoperable In-Vehicle eCall (PDF) genauer an, stellt man jedoch fest, dass dort bislang weder ein namhaftes Telekommunikationsunternehmen noch eine Versicherung aufgeführt ist.
Auch scheint sich die eCall-Initiative noch nicht überall in der mittlerweile 25 Mitgliedstaaten umfassenden EU herumgesprochen haben: Nahezu ein Drittel der MoU-Unterschriften stammt aus Finnland -- darunter die des Bürgermeisters von Oulu --, der Rest kommt von Behörden, Automobilclubs und zumeist kleineren Unternehmen in sechs weiteren EU-Ländern. Eine stammt aus der Schweiz, eine vom Interessenverband der europäischen Automobilindustrie ACEA. Wann sich die Aussage der für die Informationsgesellschaft und Medien zuständigen EU-Kommissarin Viviane Reding bewahrheitet, dass eCall ein Bereich sei, "in dem ein EU-weiter Konsens hilft, die technischen und geschäftlichen Hindernisse auszuräumen, die der Einführung lebensrettender Straßensicherheitssysteme in Europa im Wege stehen", steht also noch in den Sternen.
Da außer einer Absichtserklärung bislang kaum Konkretes auf dem Tisch liegt -- schon gar keine technischen Details -- könnte es dem ambitionierten eCall-Projekt -- von 2000 geretteten Menschenleben pro Jahr nach Verkehrsunfällen ist die Rede -- womöglich ähnlich ergehen wie zuletzt dem Kfz-Kurzstreckenradar im 24-GHz-Band. Auch der flächendeckende Einsatz des so genannten Anti-Crash-Radars sollte wesentlich mit dazu beitragen, die Zahl der Verkehrstoten künftig deutlich zu reduzieren. Wegen der Gefahr von funktechnischen Störungen schränkte die EU-Kommission den Verbreitungsgrad von mit Kurzstreckenradar ausgerüsteten Fahrzeugen jedoch so drastisch ein, dass Kollisionswarnsysteme in den nächsten Jahren nur in wenigen Modellen der Oberklasse auftauchen werden. (pmz)