Bill Gates bekennt sich zur Interoperabilität
Der Microsoft-Gründer erläutert in seiner jüngsten "Executive E-Mail" die Haltung seiner Firma zur Interoperabilität mit Nicht-Microsoft-Software. Dabei kann er sich einen Seitenhieb auf Open Source nicht verkneifen.
"Im Laufe der Jahre hat unsere Branche viel unternommen, um die Heterogenität von Software in den Griff zu bekommen. Die einzige Lösung, die sich als durchweg effizient erwiesen hat -- und von der Entwickler am meisten profitieren -- ist das Bekenntnis zur Interoperabilität", schreibt Microsoft-Gründer und Chief Software Architect Bill Gates in seiner jüngsten Executive E-Mail. Sie sei ein pragmatischerer Ansatz als zum Beispiel der Versuch, die Kompatibität aller Systeme auf Code-Ebene zu erreichen oder ausschließlich neue Middleware-Schichten zu ergänzen. Interoperabilität -- auch für die EU-Kommission in ihrer Entscheidung im Kartellverfahren gegen Microsoft ein wichtiges Thema -- habe sich laut Gates als Ansatz für den Umgang mit der Vielfalt und Heterogenität der Systeme bewährt.
Die Forderung nach Interoperabilität vermische sich mitunter unzulässigerweise mit anderen Themen, meint Gates beobachtet zu haben. "Interoperabilität wird manchmal schlichtweg als Einhaltung einer veröffentlichten Spezifikation angesehen, die entweder ein oder mehrere Hersteller oder eine für Standards zuständige Organisation herausgibt." Die bloße Veröffentlichung einer Spezifikation erziele aber noch keine Interoperabilität.
Auch werde dieser Begriff häufig mit Open-Source-Software verwechselt. Open Source biete eine Methode für die Lizenzierung oder Entwicklung von Software. Sie müsse aber nicht zwingend interoperabel sein. Außerdem fördere Open Source die Entwicklung vieler gleicher Softwareanwendungen, was zu zusätzlichen Kosten für die Implementierung und das Testen der Interoperabilität führen könne, kritisiert Gates.
Microsoft wolle den Forderungen der Kunden nach Software, die ohne Probleme mit bereits installierten Systemen funktioniert, auch künftig entsprechen. Ohnehin sei Redmonder Software "mit so gut wie allen Technologien interoperabel, unabhängig davon, ob diese seit Jahrzehnten oder erst seit einer Woche am Markt sind", frohlockt Gates. Produkte wie Windows, Office, SQL Server, Exchange und Visual Studio hätten Funktionen, die speziell auf die Verständigung mit Nicht-Microsoft-Produkten ausgerichtet seien. Bei einigen Microsoft-Servern sehe die Interoperabilität "voll und ganz im Mittelpunkt". Außerdem arbeite der Konzern zusammen mit anderen Unternehmen an der "Definition einer neuen Generation von Software und Web-Services, die auf der eXtensible Markup Language (XML) basieren". Mit "Interoperability by Design" will Gates zudem eine Leitlinie ausgeben. (anw)