Asterisk-User verbünden sich gegen Telefongebühren

Zwecks Ersparnis von Ferngesprächsgebühren möchte fwdOUT möglichst viele User des Open-Source-Nebenstellensystems Asterisk miteinander verknüpfen; Anfang Februar waren bereits beispielsweise Nordamerika oder China erreichbar.

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Zwecks Ersparnis von Ferngesprächsgebühren möchte fwdOUT möglichst viele User des Open-Source-Nebenstellensystems Asterisk miteinander verknüpfen. Anfang Februar waren so nun unter anderem Nordamerika oder China sowie Städte wie beispielsweise Hongkong, Moskau, Madrid oder Rio de Janeiro erreichbar.

Asterisk läuft auf herkömmlichen PCs unter Linux und kann mit etwas Zubehör teure Nebenstellenanlagen (PBX) ersetzen, wobei auch Mobiltelefone eingebunden werden können. Da viele Asterisk-Nutzer bestimmte Rufnummern gratis erreichen können oder an ihrem Telefonanschluss über nicht ausgenutzte Minutenkontingente verfügen, sollen sie ihren Anschluss anderen fwdOUT-Teilnehmern virtuell zur Verfügung stellen. Wählt ein User vor der eigentlichen Rufnummer eine bestimmte Kennzahl, überprüft das für fwdOUT konfigurierte Asterisk-System, ob ein Kollege seinen Telefonanschluss für diese Zielrufnummer freigegeben hat. Gegebenenfalls wird eine VoIP-Verbindung zu dessen Asterisk-PBX hergestellt, von wo das Telefonat in das normale Telefonnetz übergeben wird. Umso größer der fwdOUT-Verbund wird, desto öfter können alle Partizipienten kostenlose Ferngespräche führen.

Um bei der Telefonrechnung keine böse Überraschung zu erleben, kann jeder Mitmachende die über seine Anlage erreichbaren Telefonnummernbereiche definieren und ein maximales Gesprächsaufkommen in Verbindungen pro Stunde festlegen. In einem rollenden 10-Stunden-Zeitfenster wird dieser Durchschnittswert nicht überschritten. Die "Schleuse" kann auch nur für bestimmte Tageszeiten aktiviert werden. Eine gegenseitige Verrechnung gibt es nicht, die Ausnutzung des Systems durch einzelne User verhindert ein Punktesystem. Neueinsteiger starten mit 10 Credits. Für jedes über eine Asterisk-Installation geführte Gespräch bekommt der Inhaber 10 weitere Einheiten. Jedes Gespräch, welches er selbst über die Anlage eines anderen führt, kostet ihn einen Punkt. Nur bei positivem Punktestand kann aktiv über das fwdOUT-Netz telefoniert werden. Für die Teilnahme am System fallen keine Gebühren an, dafür sind auch die eigene Telefonrechnung und Internetanbindung selbst zu finanzieren.

Laut Pulver.com, dem Initiator von fwdOUT, sind bislang bereits über 1.000 Asterisk-Nodes bei fwdOUT registriert. Seit Anfang Februar kann nun kostenfrei nach Nordamerika (+1), Deutschland (+49), Schweden (+46), Argentinien (+54), China (+86), in die Niederlande (+31) sowie in die Städte Hongkong, Moskau, St. Petersburg, Madrid, Buenos Aires, Rio de Janeiro und Sao Paulo angerufen werden. Hinzu kommen Teile von Australien, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Mexiko, Neuseeland, Polen, Russland und Singapur. Daher kann es sich für Teilnehmer auch auszahlen, Dritten Gespräche zu schenken, die selbst bezahlt werden müssen. Denn im Gegenzug können unter Umständen die Gebühren für zehn Ferngespräche eingespart werden. Ob ein bestimmter Anschluss theoretisch über den Dienst erreichbar ist, kann dank eines ENUM-Servers mit einem kleinen Windows-Programm überprüft werden. Diese Abfragemöglichkeit befindet sich allerdings noch in einem experimentellen Stadium.

Pulver.com hat auch Free World Dialup (FWD) ins Leben gerufen. FWD ist aber ein geschlossenes VoIP-System und nicht für Verbindungen ins öffentliche Telefonnetz gedacht. FwdOUT soll hingegen kostenlose Gespräche auch zu herkömmlichen Telefon- und Mobilfunkanschlüssen ermöglichen. Die Asterisk-PBX verfügen zudem ja bereits über einen Telefonanschluss und können sich außerdem in das DUNDi-Netz einklinken. FwdOUT greift auf DUNDi nur zurück, wenn kein anderes Routing verfügbar ist. Das nichtkommerzielle fwdOUT-Projekt war ursprünglich unter dem Namen Bellster gestartet worden. Auf Drängen der US-Telefongesellschaft BellSouth musste der Name jedoch geändert werden. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)