GMX rudert im Streit mit Spammer zurück

GMX lässt Mails des Massen-Mailers SW-Netmarketing wieder durch; dieser will Klagen von Privatpersonen gegen die Mail-Filter unterstützen.

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Von
  • Benjamin Benz

Mittlerweile hat sich die Firma SW-Netmarketing LTD mit Sitz in Großbritannien offiziell zu den Massen-Mails bekannt, in denen sie GMX-Kunden zur Kündigung ihrer Webmail-Accounts raten. Man sehe dies als einzige Möglichkeit, GMX zu einer Reaktion zu zwingen, da GMX bislang auf Nachfragen seitens des Massen-Mailers nicht reagiert habe.

SW-Netmarketing ist nach den Aussagen eines Sprechers gegenüber heise online sogar bereit, über den Umweg von privaten Klagen selbst gegen GMX wegen Unterschlagung von Mails vor Gericht zu ziehen. Diesen Privatpersonen würde man dann auch den Rechtsstreit finanzieren. Denn sie hätten als Mail-Versender keinen rechtlichen Anspruch gegenüber GMX auf Zustellung der Mails, erklärte die Firma. Die Besitzer der Accounts hingegen haben nach deutschem Recht sehr wohl ein Recht auf Zustellung aller Mails, solange sie nicht explizit einer Filterung zugestimmt haben.

GMX hat anscheinend reagiert und und blockiert derzeit keine Mails von SW-Netmarketing mehr. Zumindest kamen die Antworten auf unsere Download-Anfragen bei der Seite trance24.de problemlos bei einem GMX-Account an. Laut einigen Mails, die heise online vorliegen, wurden solche Mails in der Vergangenheit nicht zugestellt. Seit wann GMX die Mails nicht mehr blockiert, ist bislang unklar. GMX hat jedoch bestätigt, zumindest zeitweise Mails aus IP-Bereichen abzulehnen, die durch den Versand großer Mengen an Mails aufgefallen sind. Man sei in der Vergangenheit immer bereit gewesen, den technischen Ursachen gemeinsam auf den Grund zu gehen. GMX setzt laut eigenen Angaben auf Filterung nach Blacklists, die vom Dienst Spamhaus stammen.

SW-Netmarketing ist laut Aussagen eines Sprechers bekannt, dass man die Massen-Mails mit dem Aufruf zur Kündigung von GMX-Accounts als geschäftsschädigendes Verhalten auslegen könnte und GMX rechtlich dagegen vorgehen kann: "Es ist unsere Hoffnung, dass GMX uns verklagt ...", so der Sprecher. Dies sei die scheinbar einzige Möglichkeit, GMX zu einer Reaktion zu bewegen.

Selbst hingegen ist die Firma, die unter anderem Online-Gewinnspiele und Seiten mit Anti-Raucher-Hypnose dazu verwendet, E-Mail-Adressen für das Direktmarketing zu sammeln, nicht besonders an der Kontaktaufnahme durch die Empfänger ihrer Spam-Sendungen interessiert. Auf die Frage, warum der Firmensitz mittlerweile in Großbritannien liege -- bis vor einiger Zeit war er noch in Hamburg -- antwortete der Sprecher: "Wir haben es ganz bewusst gemacht, um es denen, die sich unberechtigt beschweren, schwerer zu machen." Auf die, die sich berechtigt beschweren wollen, trifft dies natürlich auch, aber für die gäbe es ja den Unsubscribe-Link. Die Bearbeitung all der angeblich unberechtigten Beschwerden und Prüfungen durch den Verband der deutschen Internetwirtschaft (eco) sei für eine kleine Firma einfach zu aufwendig gewesen. Nach eigenen Angaben der Firma haben Datenschutzprüfungen gegen SW-Netmarketing bislang zu keiner Beanstandung geführt. (bbe)