Konfusion um Zuschlag für europäisches Satellitennavigationssystem Galileo
Entgegen ersten Meldungen, nach denen das Industriekonsortium "iNavSat" (unter anderem EADS) die Konzession für den Betrieb von Galileo erhalten haben soll, ist der Bieterprozess doch noch nicht beendet.
Entgegen ersten Meldungen vom heutigen Dienstag, nach denen das Industriekonsortium "iNavSat", an dem unter anderem der europäische Raumfahrtkonzern EADS, die französische Thales Gruppe sowie Inmarsat Ventures aus England beteiligt sind, den Zuschlag für den Betrieb des künftigen europäischen Satellitennavigationssystems "Galileo" erhalten haben soll, ist der Bieterprozess um die Betreiberkonzession noch nicht beendet.
Die EU-Kommission gab inzwischen bekannt, dass die für den Konzessionswettbewerb zuständige Galileo Joint Undertaking (GJU) die Angebote von iNavSat und dem südeuropäischen Mitbewerber "Eurely" (Alcatel, Finmeccanica, Hispasat, Aena) geprüft und für "qualitativ hochwertig" befunden habe. Da beide Angebote aber nur sehr geringe Unterschiede aufwiesen, sei eine Entscheidung für einen der Bewerber zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Vielmehr werde die GJU in den kommenden drei Monaten parallel mit beiden Konsortien verhandeln und eruieren, "ob im Interesse des Galileo-Projekts Nachbesserungen der Offerten möglich sind". Ein zeitlicher Verzug des Gesamtprojekts entstehe dadurch nicht. iNavSat selbst hatte auf seiner Website heute mitgeteilt, dass man zum "Preferred Bidder" ernannt worden sei, diese Meldung aber kurze Zeit später wieder entfernt.
Der spätere Konzessionär erhält für 20 Jahre die Vermarktungsrechte des Galileo-Systems, muss dafür aber Zweidrittel der mit 2,5 Milliarden Euro veranschlagten Kosten für den Aufbau des 30 Satelliten umfassenden Systems sowie die Betriebskosten übernehmen. Von öffentlicher Seite wird die Aufbauphase mit 700 Millionen Euro unterstützt. Auch die bisherigen Vorlaufkosten von rund einer Milliarde Euro kamen aus Staatshaushalten.
Das Satellitensystem soll in der Telekommunikation, im Straßen-, Schienen und Luftverkehr sowie für Energie- und Umweltanwendungen eingesetzt werden. Ende 2005 soll der erste Galileo-Testsatellit ins All geschossen werden, dem bis 2006 drei weitere folgen. Spätestens im Jahr 2008 sollen jeweils zehn Satelliten auf drei verschiedenen Umlaufbahnen die Erde umkreisen. Positionsbestimmungen sollen mit Galileo genauer und zuverlässiger sein, als dies heute mit dem US-amerikanischen Pendant GPS (Global Positioning System) möglich ist.
Gebaut werden die vier Testsatelliten von der im bayerischen Ottobrunn und in Rom ansässigen Galileo Industries. Das Unternehmen rechnet sich auch gute Chancen aus, vom späteren Konzessionär Anschlussaufträge für den Bau der restlichen Satelliten zu erhalten. Insgesamt rechnet man in Industrie- und Politikkreisen damit, dass Galileo mehrere hunderttausend Arbeitsplätze schaffen wird. Die potenziellen Umsätze werden im zweistelligen Milliardenbereich angesiedelt. (pmz)