Digitaler Behördenfunk macht Fortschritte -- im Ausland
Allein Nokia hat im März Sicherheitsbehörden dreier Länder mit abhörsicherem Digitalfunk ausgestattet. In Deutschland starten erste Anläufe zur Fußball-WM.
Der finnische Handyhersteller und Netzwerkausrüster Nokia hat allein im Monat März Aufträge von Sicherheitsorganen in drei verschiedenen Staaten über den Aufbau von abhörsicheren Digitalfunknetzen im Tetra-Standard erhalten. Zwei stammen aus europäischen Metropolen, nämlich Turin in Norditalien sowie aus Lyon, der zweitgrößten Stadt Frankreichs.
Das größte Auftragsvolumen dürfte jedoch der Vertrag mit den Vereinigten Arabischen Emiraten darstellen. Der Staatenbund am Persischen Golf, in dem rund 3,5 Millionen Menschen auf 75.150 Quadratkilometern leben, hat Nokia damit beauftragt, ein landesweites Polizeifunknetz -- Policom -- zu errichten. Hierzu zählen nach Angaben der Finnen über 100 Tetra-Basisstationen, eine größere Zahl von Leitstellen sowie ein zentralisiertes Netzwerkmanagement. Der Aufbau von Policom ist Teil eines Fünf-Jahre-Plans der Emirate zur Modernisierung ihrer Polizei. Details zum Auftragsvolumen oder der angestrebten Zahl von Nutzern wurden nicht mitgeteilt.
In der französischen Metropole Lyon hat der Aufbau eines Tetra-Netzes für die städtische Polizei nach Angaben von Nokia bereits begonnen -- er soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Auftragnehmer der Stadt ist die auf Systemintegration und Netzwerkmanagement spezialisierte AMEC Spie Communications . Das französische Unternehmen zählt über 60.000 Kunden in Frankreich und beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter.
Der Auftrag aus Turin, die regionale Behörde für Zivilschutz und Telekommunikation mit einem Tetra-Netza auszurüsten, ist nach Einschätzung von Nokia der "erste signifikante" Auftrag dieser Art aus Italien. Bis Jahresende 2005 sollen zunächst 6000 Teilnehmer das Netz im Stadtgebiet von Turin nutzen können. Beim Endausbau soll die gesamte, rund drei Millionen Einwohner zählende Provinz Turin abgedeckt sein. Dann werden 15.000 Teilnehmer erwartet.
Den Benutzern machen die Finnen die Umstellung auf die neuen Funkgeräte leicht: Endgeräte wie das THR880 besitzen die von Nokias GSM-Handys bekannte Bedienerführung. Ergänzt wird diese um Sicherheitsmerkmale, wie die Möglichkeit, einen Notruf mit einem einzigen Knopfdruck abzusetzen. Falls erforderlich, verdrängt dieser Notruf laufende Gespräche mit normalem Status. Auch der Hersteller profitiert von der technischen Verwandtschaft zu den kommerziellen Handys. Während Tetra-Endgeräte in relativ kleinen Stückzahlen hergestellt werden, können die Finnen gemeinsame Komponenten aus Großserien-Handys verwenden, um Kosten zu sparen.
Digitaler Behördenfunk ist auch in Deutschland Thema: Mitte März hatten sich Innenminister des Bundes und der Länder auf konkrete Schritte zum Aufbau eines gemeinsamen Digital-Funknetzes für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) geeinigt. Bund und Bahn kooperieren beim Rumpfnetz. Nordrhein-Westfalen will zur Fußball-Weltmeisterschaft mit einem BOS-Netz starten. Man arbeite "mit Hochdruck" daran, den digitalen Polizeifunk zumindest an den Austragungsorten einzusetzen, betonte der nordrhein-westfälische Innenminister Dr. Fritz Behrens (SPD). (ssu)