Fehlerhafte Software beim Ticketverkauf der Deutschen Bahn
Ein Softwarefehler sorgt dafür, dass bei am Automaten gekaufte spezielle Nahverkehrstickets 2 bis 4 Euro zu viel berechnet werden; planmäßig dagegen verteuert sich die Reservierung, die auch im Internet nicht mehr kostenlos ist.
Reisen mehrere Personen, die jeweils im Besitz einer Bahncard 50 und einer Bahncard 25 sind, zusammen mit der Deutschen Bahn, so bekommen sie am Verkaufsautomaten einen falsch berechneten Preis angezeigt -- sofern sie eine Nahverkehrsstrecke buchen, deren Fahrpreis unter 15 Euro liegt. Ein Fehler in der von der Bahntochter DB-Systems entwickelten Software sorgt dafür, dass bei diesen speziellen Nahverkehrstickets 2 bis 4 Euro zu viel berechnet werden. Der Softwarefehler tritt theoretisch auch bei der Internet-Buchung eines Bahntickets auf, schlägt dort aber nicht zu Buche, weil die Mindestpreisregelung die Buchung entsprechender Tickets nicht zulässt. Die taz, die in ihrer heutigen Ausgabe über die Fehlfunktion der Bahn-Software berichtet, geht in einer Hochrechnung von 1,35 Millionen falsch berechneter Tickets aus.
Gegenüber heise online dementierte Achim Stauß, Pressesprecher der Bahn, diese Größenordnung und nannte 2400 Ticket-Verkäufe, bei denen wahrscheinlich ein falscher Preis berechnet worden sei. Nach Stauß hat sich bislang ein einziger Bahnkunde mit einer Beschwerde gemeldet. Auch die Behauptung der taz, dass sich die Programmierer außer Stande sehen, das Softwareproblem zu beheben, dementierte Stauß. Interne Berechnungen hätten ergeben, dass ein Upgrade der Software und die daran anschließende Verteilung der Software Kosten in Millionenhöhe produzieren würden. Vor dem Hintergrund, dass die Mitfahrerregel ohnehin mit der Fahrplanumstellung im Dezember 2005 entfallen wird, habe man sich dazu entschlossen, Hinweisschilder auf die Automaten zu kleben. Diese Lösung sei vom Eisenbahnbundesamt als angemessene Fehlerreaktion genehmigt worden, betonte Stauß.
Der Softwarefehler entstand im Sommer 2003, als die Deutsche Bahn "kundenfreundlich kurzfristig" wieder die Bahncard 50 in ihr Programm aufnahm und die Programmier bedingt durch die schnelle Einführung keine Zeit mehr hatten, das Zusammenspiel von Bahncard 25 und Bahncard 50 zu testen.
Eine andere Änderung, die die Bahn am heutigen Donnerstag bekannt gab, kann einzelne Tickets dagegen ganz planmäßig verteuern: Sitzplatzreservierungen bei der Bahn sind von 12. Juni an auch dann kostenpflichtig, wenn sie per Internet oder am Automaten getätigt werden. Pro Strecke werden dann 1,50 Euro fällig. Reservierungen in den Reisezentren, über den Telefonservice der Bahn sowie bei DB-Agenturen kosten wie bisher 3 Euro pro Strecke. Seit April 2004 hatte die Bahn für Online- oder Automaten-Reservierungen kein Geld mehr verlangt. (Detlef Borchers) / (jk)