Mobilfunkbranche im Umbruch
Der Trend in der Mobilfunkbranche geht zur Zweitmarke für Preisbewusste.
Die deutsche Mobilfunkbranche steckt nach dem Ende des rasanten Kundenwachstums in einer tiefen Umbruchphase. Mit der allmählichen Sättigung des Marktes können die Mobilfunkkonzerne neue Kunden nur noch bei ihren Konkurrenten abwerben. Profiteure sind dabei die Kunden, die sich auf sinkende Preise freuen können. Um ihren Markennamen nicht zu verwässern, setzen die Anbieter nun auf eigene Billigmarken.
Den Anfang machte die Düsseldorfer E-Plus, die mit ihrer Zweitmarke Simyo eine neue Preisrunde einläutete. Die Gesprächsminute kostet bei Simyo 19 Cent und ist damit deutlich billiger als bei den Wettbewerbern. Simyo-Chef Rudolf Hansen ist zufrieden mit dem bisherigen Kundenzuspruch: "Die ersten Tage zeigen, dass wir mit unserer Prognose richtig liegen." Nach seiner Einschätzung werden rund 20 Prozent der deutschen Mobilfunkkunden zu Billiganbietern wechseln, die wie Simyo Mobilfunkkarten ohne Handys über das Internet verkaufen.
Simyo richtet sich an junge, technikinteressierte Kunden, die häufiger über das Internet einkaufen. Mit Simyo ist für E-Plus-Chef Uwe Bergheim noch nicht Schluss. Er kündigte den Start von weiteren Marken im laufenden Jahr an, um neue Kundengruppen zu erschließen. Als mögliches Beispiel sieht er die türkische Minderheit in Deutschland.
Welchen Druck Simyo auf den Mobilfunkmarkt entwickelt, zeigt sich an der Reaktion des Mobilfunkproviders mobilcom, der E-Plus per Einstweiliger Verfügung stoppen will. Die Entwicklung werden sie aber nicht aufhalten können. Experten rechnen mit weiter fallenden Mobilfunkgebühren.
Dem Trend zur Zweitmarke kann sich auch Branchenprimus T-Mobile nicht verschließen. Seit Quartalen sinkt der Marktanteil der Bonner. Noch im laufenden Jahr droht Vodafone D2 die Telekom-Tochter zu überholen. T-Mobile-Chef René Obermann will nun mit einer Serviceoffensive kontern, die 2006 anrollen soll: "Wir werden die Position (als Nummer eins) nicht so leicht aufgeben."
Als Marktführer kann T-Mobile auf die weniger profitablen Kunden nicht verzichten. "Die Pläne für eine Billigmarke liegen bereits ausgearbeitet in der Schublade", sagt ein Unternehmenskenner. Der Vorteil: Mit einer Zweitmarke würde T-Mobile das eigene Firmenimage als Qualitätsanbieter nicht beschädigen. Neben E-Plus haben diesen Weg bereits Vodafone und die Münchener O2 gewählt, die über Partnerschaften billige Handy-Verträge vertreiben.
So geht Vodafone D2 zusammen mit dem Kundenkartenanbieter Payback auf Kundenjagd. Am erfolgreichsten ist laut Marktforschungsinstitut Gartner der kleinste deutsche Anbieter O2, der mit dem Kaffeeröster Tchibo kooperiert. "Die Zusammenarbeit mit Tchibo ist sehr gut, da O2 damit ganz neue Kundenkreise wie die preisbewusste Hausfrau anspricht", sagt Gartner-Analyst Martin Gutberlet. Der Erfolg gibt O2/Tchibo Recht: Die Partner gewannen bislang 250 000 Nutzer.
Doch der härter gewordene Preiskampf wird seine Spuren in den Unternehmensbilanzen hinterlassen: Um ihre Gewinne trotz der sinkenden Einnahmen aus den Verbindungsminuten zu sichern, treten die Mobilfunkkonzerne auf die Kostenbremse. So will T-Mobile mit einem Milliarden-Sparprogramm die operative Marge langfristig über 40 Prozent halten. (Martin Murphy, dpa-afx) / (bbu)