Galileo-Aufbau wird zur europäischen Gemeinschaftsaufgabe

Nach dem Willen der EU sollen die einst konkurrierenden Industriekonsortien iNavSat und Eurely das europäische Satellitennavigationssystem Galileo nun gemeinsam aufbauen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo wird aller Voraussicht nach von den einst konkurrierenden Industriekonsortien iNavSat und Eurely gemeinsam aufgebaut. Wie die für den Konzessionswettbewerb zuständige Galileo Joint Undertaking (GJU) am heutigen Montag in Brüssel mitteilte, sollen auf Grundlage des in der vergangenen Woche von iNavSat (an dem unter anderem der europäische Raumfahrtkonzern EADS, die französische Thales Gruppe sowie Inmarsat Ventures aus England beteiligt sind) und Eurely (Alcatel, Finmeccanica, Hispasat, Aena) abgegebenen Gemeinschaftsgebots jetzt entsprechende Konzessionsverhandlungen aufgenommen werden.

Der Konzessionär erhält für 20 Jahre die Galileo-Vermarktungsrechte, muss dafür aber zwei Drittel der Milliarden-Kosten für den Aufbau des 30 Satelliten umfassenden Systems sowie die Betriebskosten übernehmen. Das Satellitensystem soll in der Telekommunikation, im Straßen-, Schienen und Luftverkehr sowie für Energie- und Umweltanwendungen eingesetzt werden. Spätestens im Jahr 2008 sollen jeweils zehn Satelliten auf drei verschiedenen Umlaufbahnen die Erde umkreisen. Positionsbestimmungen sollen mit Galileo genauer und zuverlässiger sein, als dies heute mit dem US-amerikanischen Pendant GPS (Global Positioning System) möglich ist.

Eigentlich wollte sich die GJU -- ein Gemeinschaftsunternehmen von EU und ESA (European Space Agency) -- schon Anfang März für einen der beiden verbliebenen Bewerber entscheiden. Weil beide Offerten sich nach GJU-Angaben jedoch nur unwesentlich voneinander unterschieden, wurde die Angebotsfrist um weitere drei Monate verlängert. Im Zuge der Nachverhandlungen schmiedeten iNavSat und Eurely dann konkrete Pläne über eine Zusammenarbeit, die schließlich in der Abgabe des gemeinsamen Angebots mündeten. Dieses habe sich in dem Auswahlverfahren als das Beste herausgestellt, teilte die GJU jetzt mit (PDF-Datei).

Die Bundesregierung befürchtet unterdessen, dass Frankreich, Spanien und Italien das Galileo-Projekt bei einer Fusion industriepolitisch dominieren könnten und drohte unlängst sogar mit dem Einfrieren von Anlaufkosten in Höhe von 80 Millionen Euro. "Als größter Beitragszahler des Galileo-Projekts ist Deutschland nicht nur am wirtschaftlichen Systembetrieb, sondern auch an einer angemessenen Beteiligung der deutschen Industrie an Galileo interessiert. Es bleibt deshalb bei unserer unverzichtbaren Forderung nach einem adäquaten industriellen Rückfluss nach Deutschland beim Galileo-Aufbau und -Betrieb", sagte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe nach Bekanntgabe der GJU-Entscheidung. (pmz)