Österreichs Kommunikationsmärkte wachsen weiter

Die Chefs der österreichischen Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) haben in ihrem Jahresbericht eine großteils positive Bilanz gezogen.

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Die österreichische Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) hat am heutigen Montag in Wien ihren Kommunikationsbericht 2004 vorgestellt. Die beiden Geschäftsführer Alfred Grinschgl (Rundfunk) und Georg Serentschy (Telekom) haben dabei eine großteils positive Bilanz gezogen. Die Marktliberalisierung sei erfolgreich, die Umsätze im Rundfunk- und im Telekommunikationsmarkt steigen weiter. Sorgenkinder sind eine von ORF-Generalsekretärin Monika Lindner angeregte neuerliche Erhöhung der Rundfunkgebühren einerseits sowie die durch Dialer und Mehrwertdienste verursachten Konflikte zwischen Anbietern und Endkunden andererseits.

"Die (Einnahmen des ORF aus) Rundfunkgebühren sind in den letzten fünf Jahren um 80 Millionen Euro oder 20 Prozent gestiegen. Viele Unternehmen in diesem Bereich haben in der Zeit ein Minus von 20 Prozent gehabt", erklärte Grinschgl. Vor einer neuerlichen Erhöhung müsse erst geprüft werden, ob die anlässlich der zum 1. Januar 2004 erfolgten Gebührensteigerung gemachten Versprechen eingehalten wurden. Insbesondere Investitionen in die Filmwirtschaft, Volksgruppenprogramme, Landesstudios und Sportsendungen seien zugesichert worden. Außerdem wünscht sich Grinschgl eine öffentliche Diskussion vor einem Beschluss durch den Stiftungsrat des ORF: "Vielleicht nicht so langwierig wie in Deutschland, aber doch." Zudem seien die Einnahmen des ORF aus Gebühren und Werbung im vergangenen Jahr deutlich höher ausgefallen als veranschlagt. Allerdings bevorzuge er eine Erhöhung des Entgelts gegenüber einer Ausdehnung der Werbezeiten und Werbeformen im ORF. Mehr Werbung im öffentlichen Sender bedrohe "das zarte Pflänzchen Privatfunk", dessen Werbeeinnahmen stärker wuchsen als jene des Ex-Monopolisten.

2004 seien etwa 40 Prozent der Radiowerbe- und rund 28 Prozent der TV-Werbe-Erlöse auf private Programme entfallen. Die Tagesreichweiten der Privatradios seien von 21,5 Prozent im ersten Halbjahr 2004 auf 22,8 Prozent im zweiten Halbjahr gestiegen. Der Marktanteil von ATV+, dem einzigen österreichweit terrestrisch empfangbaren Privat-TV, ist 2004 auf 1,9 Prozent geklettert (2003: 1,2 Prozent). Der ORF-Anteil ist um 4 Promillepunkte auf 51,3 Prozent gesunken. Der Rest entfällt auf Programme mit Österreich-(Werbe)Fenster und andere ausländische Sender.

"Kommunikation hat sehr hohe Bedeutung für den Wirtschaftsstandort und wesentliche Multiplikatoreffekte", betonte Serentschy. Der Telekommunikationsmarkt, dessen Endkundenumsätze 2004 um 6,3 Prozent auf gut 4,7 Milliarden Euro gewachsen sind, sei daher ein "Treiber" für das Bruttoinlandsprodukt. Den stärksten absoluten Zuwachs gab es im Mobilfunkbereich (+284 Millionen), relativ entwickelte sich der Breitbandmarkt am besten (+30 Prozent). Besonders erfolgreich, wenn auch ungeplant, seien mobile Kurznachrichten. Die Zahl der SMS habe sich seit 1999 mehr als verfünffacht. Vergangenes Jahr seien in Österreich rund 1,6 Milliarden SMS versendet worden (+12 Prozent).

Viel Arbeit machten der RTR in der Berichtsperiode Endkundenstreitschlichtungen. Die Zahl der Fälle war 2004 mit 4.766 mehr als doppelt so hoch wie 2003 (2.183) und mehr als elf Mal so hoch wie 1998 (412). Vor allem Dialer-Programme, Mehrwert-SMS und andere Mehrwertdienste sorgen für Konfliktstoff. Für das laufende Jahr wird ein nur mehr leichter Anstieg auf 4.920 Fälle erwartet. Die eingeführte Bagatellgrenze und die verordnete Opt-In-Regelung für Dialer hat den Zuwachs gebremst. Bis 15. Juni sind dennoch 460 neue Dialer-Fälle aufgelaufen, die meist Rechnungszeiträume des Vorjahres betreffen. Hinzu kommen rund 160 Verfahren aufgrund von Dialer-Programmen, die Rufnummern exotischer Länder anwählen. Sorge bereiten Serentschy auch die Effekte einer in Niederösterreich beschlossenen Steuer auf Mobilfunk-Sender. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit seien in diesem Jahr die Ausarbeitung einer neuen Richtlinie für VoIP-Dienste, die Ausschreibung von 450-MHz-Frequenzen sowie Analysen des Breitbandmarktes und des internationalen Mobilfunk-Roamings. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)