Österreichs E-Industrie im Aufwind

Nach drei rückläufigen Jahren in Folge sind im vergangenen Jahr Produktion, Umsatz, Exporte und die Beschäftigtenzahl der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie wieder gewachsen.

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Die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie hat sich 2004 deutlich besser entwickelt als in den Jahren davor. Nach drei rückläufigen Jahren in Folge sind im vergangenen Jahr die Produktion um 6 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro, der Umsatz um 4,5 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro, Exporte um 5,2 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro und die Beschäftigtenzahl um 1,6 Prozent auf 57.210 gewachsen. Dies geht aus dem heute in Wien präsentierten Jahresbericht (PDF-Datei) des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) hervor.

Dessen Obmann Albert Hochleitner führt die guten Ergebnisse auf die in den vergangenen Jahren erfolgten Strukturbereinigungen zurück, die 2004 zum Stillstand gekommen seien. Eine nachhaltige Trendwende sieht er jedoch nicht: "Ein (Produktions-)Wachstum von 6 Prozent werden wir heuer mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreichen, aber wir werden auch nicht schrumpfen."

Die Exportquote der E-Industrie liegt bei 70,5 Prozent; mit Abstand wichtigster Handelspartner ist Deutschland. 30,7 Prozent der Branchenexporte gehen in die Bundesrepublik, 34,9 Prozent der Importe kommen von dort. In die gesamte EU gehen 70 Prozent, 2004 besonders stark gewachsen ist der Anteil der Exporte in osteuropäische Nicht-EU-Länder. Mit rund 6,7 Milliarden Euro bestreitet die E-Industrie nach Angaben des FEEI 11,7 Prozent aller Warenexporte Österreichs. Bei der insgesamt abgesetzten Produktion verzeichnete die Sparte der Signal- und Sicherungstechnik mit plus 24,4 Prozent den höchsten Zuwachs 2004. Der Anstieg im Kabelbereich von 22,2 Prozent ist zum Teil auf die gestiegenen Kupferpreise zurückzuführen. Der einzige rückläufige Bereich ist mit minus 34,2 Prozent die Unterhaltungselektronik -- ein Resultat der Schließung des Wiener Grundig-Werks.

Sorgen um die Zukunft der Branche hat der FEEI vor allem aus drei Gründen: die niederösterreichische Mobilfunksteuer, die weitere Öffnung der Kostenschere zwischen steigenden Personalkosten und immer schnellerem Preisrückgang sowie die Details der Altgeräte-Entsorgung. Laut einer Ende April 2005 erlassenen Verordnung sind die Hersteller beziehungsweise Importeure von Elektrogeräten verpflichtet, ab 13. August die unentgeltliche Rücknahme von Altgeräten zu finanzieren. Bereits im Dezember habe der Verband darauf hingewiesen, dass dieser Zeitplan nicht zu halten sei, betonte FEEI-Geschäftsführer Lothar Roitner.

Das Ministerium habe bis heute die vorgesehene Koordinierungsstelle nicht eingesetzt, weshalb jene drei bis fünf Unternehmen, die Rücknahmesysteme betreiben wollten, die notwendigen Verträge nicht hätten abschließen können. Eine Verzögerung von einem halben Jahr sei unausweichlich, so Roitner. Außerdem würden die an die Gemeinden zu entrichtenden Abgaben dafür sorgen, dass das österreichische Entsorgungssystem deutlich teurer würde, als jenes in Deutschland. Roitner befürchtet, dass die Altgerätentsorgung dazu benutzt wird, den Gemeinden zusätzliche Einnahmen zu verschaffen: "Hier wird aber noch gerungen, die Würfel sind noch nicht gefallen." (Daniel AJ Sokolov) / (anw)