Henry Sherwood gestorben
Am Montagmorgen verstarb in Bordeaux der amerikanisch-deutsche IT-Pionier Henry F. Sherwood im Alter von 83 Jahren an einer Infektion nach zunächst überstandener Herzoperation.
Am Montagmorgen verstarb in Bordeaux der amerikanisch-deutsche IT-Pionier Henry F. Sherwood im Alter von 83 Jahren an einer Infektion nach zunächst überstandener Herzoperation.
Henry Sherwood kam 1921 als Heinrich Weizenbaum zu Welt. Der jüdischen Familie Weizenbaum gelang die Emigration in die USA. Dort änderte der junge Heinrich bei seinem Eintritt in die US-Army und der Konversion zum Katholizismus seinen Namen. Wie sein jüngerer Bruder Joseph Weizenbaum machte Henry Sherwood Karriere in der Computerbranche. Doch wo der Bruder zum Kritiker der Instrumentalisierung menschlicher Vernunft durch Computer wurde, wurde Henry Sherwood zum großen Promoter der IT.
Seine größte Wirkung entfaltete Sherwood in Deutschland in den Jahren 1966 bis 1977 als Leiter des europäischen Diebold-Forschungsprogramms. Dieses veranstaltete jährliche Kongresse, auf denen sich Computerfachleute aus Ost und West unter den wachsamen Blicken der Geheimdienste trafen. Rund 100 Firmen und Verwaltungen zahlten die stolze Jahresgebühr von damals 32.000 DM, um überhaupt an diesen Kongressen teilnehmen zu können. Dafür wurden sie erstklassig über die kommenden Trends in der Computerbranche unterrichtet.
Nach seiner Tätigkeit bei Diebold gründete Henry Sherwood die Firma Sherwood & Associates mit Sitz in Bad Homburg, die die Sicherheit von Rechenzentren und IT-Installationen testete. Die Firma setzte erstmals systematisch "Tiger Teams" ein, die sich mit allen Mitteln, auch denen des "social engineering", Zugang zu den Computern verschaffen sollten.
Bis zu seinem Lebensende hielt der Mac-Enthusiast Sherwood ĂĽber das Internet den Kontakt mit vielen Menschen in der ganzen Welt, stets bereit, sein umfangreiches Wissen zur VerfĂĽgung zu stellen. Ăśber sein erlebnisreiches Leben hat der amerikanische Autor Zack Carden eine Biografie verfasst, die Henry Sherwood im Manuskript noch lesen konnte. Sie soll bei iUniverse erscheinen. Henry Sherwood verabschiedete sich vor der Operation mit einer E-Mail:
"I am grateful for your prayers, after all, we have the same God. However I am also mentally prepared not to come off the OP table alive, not being brave but realistic and grateful that I could spend so many years on this planet. Shalom, Henry."
(Detlef Borchers) / (jk)