Studie: TV wird vom Internet nicht verdrängt
Gemäß einer Befragung unter Vertretern der Internet-Branche mutiert die klassische Flimmerkiste im nächsten Jahrzehnt zur Multimedia-Home-Plattform. Stationären Videotheken wird die Verdrängung durch kostenpflichtige Downloads vorhergesagt.
Laut einer aktuellen Studie, die der Verband der deutschen Internetwirtschaft, eco, nun vor der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vorgestellt hat, wird das Fernsehen auch in Zukunft nicht durch das Internet verdrängt werden. Nach Einschätzung einer Expertenbefragung im Rahmen des Studienprojekts "Internet-Agenda 2015" sind 81 Prozent der Fachleute fest davon überzeugt, dass die meisten Bundesbürger auch in zehn Jahren Fernsehprogramme noch per Satellit oder Kabel beziehen werden und nicht etwa über das Internet. Allerdings wird bis dahin das heutige Fernsehgerät in vielen Haushalten von einer Multimedia-Home-Platform (MHP) mit Internetzugang abgelöst, glaubt etwa die Hälfte der Experten (52 Prozent). Immerhin ein knappes Viertel (24 Prozent) sind bereits heute davon überzeugt, dass im Jahr 2015 doch der PC mit Internetanschluss das wichtigste Empfangsgerät fürs Fernsehprogramm sein wird.
Dem von der Mobilfunkbranche viel beschworenen Handy-TV räumen 20 Prozent der Fachleute eingeschränkte Verbreitungschancen ein, etwa für Nachrichten und Sportübertragungen. Während laut den Befragungsergebnissen das Fernsehen vom Internet größtenteils verschont bleibt, werden andere Medien davon umso stärker betroffen sein: 81 Prozent der Befragten vertreten die Auffassung, dass sich die Verbraucher in zehn Jahren sowohl Musik- als auch Filmtitel überwiegend über das Internet ins Haus holen werden. Der Ladenverkauf von CDs und DVDs wird bis dahin weitgehend verschwunden sein, schätzen 90 Prozent der Experten. 72 Prozent der Befragten prognostizieren, dass sich künftig die meisten Konsumenten ihre Musik- und Filmwünsche mit legalen, kostenpflichtigen Downloads erfüllen. Der Anteil der "Underground-Tauschbörsen" soll in zehn Jahren bei unter 20 Prozent liegen.
Der Eco-Verband der Internetwirtschaft in Deutschland hat die Studie anlässlich seines zehnjährigen Bestehens mit einer Fragebogenaktion für Branchenvertreter durchgeführt. Gegenüber heise online hatte Eco-Geschäftsführer angekündigt, deren Ergebnisse schrittweise zu veröffentlichen. Nach Angaben des Verbands beschäftigen seine derzeit run 300 Mitgliedsunternehmen über 200.000 Menschen und erwirtschaften einen Umsatz von rund 40 Milliarden Euro jährlich. Im Verband sind die rund 110 Backbones des deutschen Internet vertreten. Der Verband betreibt nach eigenen Angaben den größten nationalen Datenaustauschknoten DE CIX. Verbandsziel ist es, die kommerzielle Nutzung des Internet in Deutschland voranzutreiben. (ssu)