Aldi-Notebook ohne Intel-Prozessor
Erstmals bietet der Discounter einen Computer mit AMD-Prozessor an: Im kompakten Medion-Notebook MD 96400 steckt ein Turion.
Ab übermorgen (Mittwoch) verkauft Aldi-Nord das kompakte Medion-Notebook MD 96400 mit 12,1-Zoll-Breitformat-Bildschirm und Turion-64-Prozessor (ML-30) samt umfangreichem Zubehörpaket für 999 Euro. Das ist ein großer Erfolg für AMD, denn damit gibt Aldi die bisherige Bindung an Intel auf. Der Chip-Weltmarktführer gewährt großzügige Rabatte (was wohl auch bei AMD der Fall sein dürfte) und Werbekosten-Zuschüsse, weshalb einige wichtige PC-Händler bisher ausschließlich Geräte mit Intel-Prozessoren verkaufen -- in Deutschland beispielsweise die meisten der zur Metro Group gehörenden Handelsketten (Real, Saturn, MediaMarkt) und vor allem der PC-Weltmarktführer Dell. AMD prozessiert in mehreren Ländern gegen Intel wegen Monopolmissbrauchs.
Das Medion MD 96400 arbeitet mit dem ATI-Chipsatz Radeon Xpress 200M mit eingebautem Grafikprozessor. Der Turion 64 ML-30 erreicht maximal 1,6 GHz. Medion stattet das Gerät mit 512 MByte Arbeitsspeicher, einer 60-GByte-Festplatte (5400 Touren, 8 MByte Cache, von Western Digital) und einem Multistandard-DVD-8X-Brenner von Panasonic aus. Das Notebook besitzt zudem drei USB-2.0-Ports, FireWire-, Netzwerk-, Modem-, analoge und digitale Audio-Ausgänge sowie WLAN und einen Speicherkarten-Leser. Für den PC-Card-Schacht liefert Medion ein Hybrid-Fernsehkärtchen (samt Fernbedienung) mit, das analoge und DVB-T-Kanäle sowie Radio empfangen soll. Der Hochglanz-Bildschirm zeigt 1280 × 800 Bildpunkte.
Die von Medion veröffentlichten technischen Eigenschaften des MD 96400 sind fast völlig mit denen des MSI Megabook S270 identisch, das MSI kurz vor der CeBIT 2005 vorgestellt hatte und das vor vier Wochen auch bei Tchibo zu haben war (dort mit Mobile Sempron 3000+). In etwas anderer Ausstattung hat die c't das MSI Megabook S270 in der Ausgabe 15/05 ab Seite 112 getestet: Dort erwies es sich als sehr leise, hatte aber eine recht hohe Leistungsaufnahme von fast 20 Watt, sodass es mit einem Hochkapazitätsakku wenig länger als drei Stunden lief. Im c't-Testgerät steckte dabei ein Turion 64 MT-30 mit 25 Watt Leistungsaufnahme, der billigere ML-30 im Aldi/Medion-Gerät schluckt bei gleicher Rechenleistung bis zu 35 Watt, was die Akku-Laufzeit verkürzt. Wenn der größere der beiden Akkus zum Einsatz kommt, der hinten 1,7 und unten 1 Zentimeter aus dem Gehäuse ragt, wiegt das MSI Megabook S270 2,2 Kilogramm, was recht schwer ist für ein 12-Zoll-Notebook.
Das Display des Megabook S270 leuchtete mit 170 cd/m2 für Außeneinsätze auch bei Sonne hell genug. Es spiegelte stark, hatte einen leichten Gelbstich und zeigte knackige Farben mit einem für Subnotebooks guten Blickwinkelbereich. Der Chipsatz hinterließ einen gemischten Eindruck: Einerseits lief die 3D-Grafik etwas schneller als die des Centrino-Chipsatzes Intel Mobile 915GM, andererseits erzielte ATI nur mäßige Transferleistungen mit USB- und FireWire-Geräten. Die Qualität des VGA-Ausgangs war schlecht, die integrierte WLAN-Antenne ungünstig platziert.
Das von der c't getestete Megabook S270 besaß auch einen Bluetooth-Adapter, den Medion nicht erwähnt; außerdem weicht das Medion-Gerät in der Farbgestaltung (silber-metallic, blau-metallic oder rot-metallic) sowie in einigen weiteren Details (Form der Touchpad-Tasten) vom S270 ab -- es ist nicht ausgeschlossen, dass es noch weitere, wichtige technische Unterschiede gibt. Das MSI Megabook S270 ist in unterschiedlicher Ausstattung auch bei vielen anderen Anbietern erhältlich.
Aldi will das Medion MD 96400 mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows XP Home Edition (SP2) und einem umfangreichen Software-Paket ausliefern. Ferner gehören neben der TV-Karte noch eine Tragetasche, eine optische Scrollmaus und ein Headset zum Lieferumfang, die Garantiedauer beträgt 36 Monate. (ciw)