Cryosat stürzt ins Eis
Der am Sonnabend gestartete Forschungssatellit "Cryosat" ist durch einen Triebwerksfehler der Trägerrakete in der Nähe des Nordpols abgestürzt.
Der am Sonnabend gestartete Forschungssatellit "Cryosat" ist durch einen Triebwerksfehler der Trägerrakete in der Nähe des Nordpols abgestürzt. Mit Hilfe des Satelliten sollten verlässliche Daten zu Veränderungen der polaren Eismassen als Folge der globalen Klimaveränderungen gewonnen werden.
Zunächst sah alles nach einem glatten Start aus, als am Sonnabend um 17.02 Uhr eine "Rockot"-Trägerrakete am russischen Raumbahnhof Plesetsk, etwa 800 Kilometer nördlich von Moskau, mit dem europäischen CryoSat-Satelliten an Bord startete. Doch dann schaltete sich das Haupttriebwerk der zweiten Raketenstufe aufgrund eines Onboard-Kommunikationsfehlers nicht wie vorgesehen ab und brannte bis zum Aufbrauchen des Treibstoffs weiter. Auch die Oberstufe der Rakete sei nicht planmäßig von der zweiten Stufe abgetrennt worden, so Esa-Sprecher Bernhard von Weyhe. Dass die zweite Stufe der Rockot, einer umgerüsteten Interkontinentalrakete, gegen Ende ihrer Brennzeit versagt hat, bestätigte auch der Sprecher der russischen Raketentruppen, Wjatscheslaw Dawydenko. Der Satellit stürzte nördlich von Grönland ins Eismeer.
Der von der EADS-Astrium GmbH in Friedrichshafen am Bodensee gebaute und bei der IABG getestete Cryosat sollte nach Erreichen der Umlaufbahn mit der Vermessung von Eisdicken und Eisverteilung in den Polarregionen beginnen. Dies war die erste Mission im "Earth Opportunity Missions"-Programm der Europäischen Weltraumbehörde (ESA), das die Lösung wissenschaftlicher Probleme mit Hilfe relativ kleiner und kostengünstiger Satelliten zum Ziel hat. Der Satellit verfügte als erster über ein neuartiges Radaraltimeter, das mit sehr hoher räumlicher Auflösung sogar einzelne Eisschollen unterscheiden und deren Dicken messen kann. An Planung und Konzeption der Mission waren Prof. Heinz Miller, Prof. Peter Lemke und Dr. Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung maßgeblich beteiligt. (cm)