Carrier-Krach: Level 3 peert vorläufig wieder mit Cogent

Level 3 hatte das Peering mit dem Netz des Konkurrenten am 5. Oktober gestoppt und damit bei Kunden beider Unternehmen fĂĽr viel Ă„rger gesorgt.

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Von
  • Holger Bleich

Der IP-Carrier Level 3 tauscht vorläufig wieder Traffic mit Cogent aus. Level 3 hatte das Peering mit dem Netz des Konkurrenten am 5. Oktober gestoppt und damit bei Kunden beider Unternehmen für viel Ärger gesorgt. Für viele von ihnen waren plötzlich Kunden des jeweils anderen Carriers nicht mehr zu erreichen, weil die Routen ins Leere führten.

Die Netztrennung hatte zu einigen Schlagzeilen in den USA geführt, weil sie der Öffentlichkeit wieder einmal vor Augen führte, dass die Qualität der Internet-Infrastruktur in den Händen einiger weniger Privatunternehmen liegt. Befürworter einer staatlich regulierten Peering-Politik haben dadurch Auftrieb bekommen.

Offenbar möchte Level 3 in den Medien nicht als Bad Guy dastehen und räumt Cogent nun eine Frist bis zum 6 November ein, bevor das "Depeering" endgültig vollzogen wird. Man sei weiter offen für eine Einigung mit Cogent, betonte die Geschäftsführung. Außerdem sei die Maßnahme nicht aus heiterem Himmel gekommen, wie es Cogent dargestellt habe. Vielmehr habe Level 3 seinem Mitbewerber erstmals am 18. Juli dieses Jahres darüber informiert, dass man gedenke, das Peering zu stoppen. Beobachtungen des Cogent-Routings belegen in der Tat, dass der Carrier lange vor dem Depeering begonnen hatte, Routen zu ändern, um das Level-3-Netz zu umgehen.

Sureel Choksi, Vice President von Level 3, erläuterte in einer Mitteilung den Grund für das Depeering von Cogent. Demnach sei ein kostenneutraler IP-Datenaustausch mit dem Mitbewerber nicht mehr möglich, weil Cogent seit 2005 wesentlich mehr Traffic über das Level-3-Netz schicke als umgekehrt. "Ohne dafür zu bezahlen nutzte Cogent in den letzten sechs Monaten wesentlich mehr unser Netzwerk als wir ihres. Wir hielten es für unfair, dass wir Cogents Business finanzieren sollen."

Man habe mit Cogent-Chef Dave Schaeffer mehrfach über dieses Missverhältnis gesprochen und die Abschaltung angekündigt, falls Cogent nicht im Rahmen eines neuen Vertrags für den Mehr-Traffic bezahlen werde. Auch als der Termin für die Abschaltung genannt worden sei, habe Cogent weder seine Kunden informiert noch Notfallpläne erstellt.

Cogent ist in der Carrier-Branche wenig beliebt, weil das Unternehmen Internet-Zugänge über sein großes Glasfasernetz zu extrem günstigen Discount-Preisen zur Verfügung stellt und damit das Preisgefüge auf dem Markt gehörig durcheinander wirbelt. Bereits im April hatte die France Telecom ihr Netz von Cogent getrennt, Level 3 galt damals schon als nächster Kandidat für eine solche Maßnahme. Als Nächstes könnte nun laut Branchengeflüster die Deutsche Telekom folgen. (hob)