Nach dem Streik läuft Produktion im Infineon-Werk wieder

In einer Urabstimmung der IG Metall hatten sich die Beschäftigten des vor der Schließung stehenden Münchner Infineon-Chipwerks mehrheitlich für die Annahme eines Sozialtarifvertrags ausgesprochen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Nach einwöchigem Streik haben die Beschäftigten in der Münchner Chipfabrik des Halbleiterherstellers Infineon die Arbeit in der Nacht zum Dienstag wieder aufgenommen. "Die Produktion läuft", sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag.

In einer Urabstimmung der IG Metall hatten sich die Beschäftigten des vor der Schließung stehenden Werks am Montagabend für den ausgehandelten Kompromiss mit der Geschäftsleitung ausgesprochen. Rund 70 Prozent stimmten für die Annahme des Sozialtarifvertrages, sagte IG-Metall-Streikleiter Michael Leppek der dpa. "Das ist für uns eine klare Bestätigung." Nach einwöchigem Streik hatte sich das Management zuvor mit der IG Metall auf eine Lösung für das Werk geeinigt. Kern des Kompromisses sind höhere Abfindungen für die Beschäftigten und die Gründung einer Beschäftigungsgesellschaft. "Das Ergebnis bedeutet für viele eine Absicherung und Abfederung für den Verlust des Arbeitsplatzes", sagte der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer.

Die Fabrik mit rund 800 Beschäftigten soll spätestens im Sommer 2007 geschlossen werden, da sie nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Infineon hat nach Angaben der IG Metall zugesagt, 80 bis 90 der betroffenen Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. Dies solle vor allem durch Altersteilzeit erreicht werden. Die übrigen Mitarbeiter sollen eine Abfindung in Höhe von 1,3 Monatsgehältern je Beschäftigungsjahr erhalten. Infineon hatte ursprünglich 0,3 Monatsgehälter geboten, die IG Metall drei Monatsgehälter gefordert. Maximal zahlt Infineon nun nach den offiziellen Angaben 130.000 Euro Abfindung. Da viele Beschäftigte schon sehr lange in dem Werk arbeiten, ist diese Summe nach Darstellung der IG Metall keine Ausnahme. Außerdem wird das Unternehmen allen von der Entlassung betroffenen Mitarbeitern die Teilnahme in einer Beschäftigungsgesellschaft ermöglichen.

Insgesamt kostet Infineon der Sozialtarifvertrag laut IG Metall rund 50 Millionen Euro. In die Verhandlungen sei das Unternehmen mit einem Angebot von rund 18 Millionen Euro gegangen, sagte Neugebauer. Daher sei die IG Metall mit dem Kompromiss zufrieden. Nun gehe es darum, den Betriebsfrieden zu sichern und so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren, sagte Infineon-Manager Reinhard Ploss. In dem Werk in München-Perlach werden auf veralteten Anlagen Logik-Chips für die Telekommunikation produziert. Eine Modernisierung des Werks mit anschließendem Weiterbetrieb wäre nach Darstellung des Konzerns teurer als die Schließung. Infineon rechnet mit Kosten in Höhe von rund 100 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Auslaufen des Betriebs. Frühester Schließungstermin ist nach der erzielten Einigung der 31. März 2007. Zusätzlich sicherte sich die IG Metall aber eine Option auf weitere drei Monate zu, falls die Auftragslage dies erlaube. (dpa) / (jk)