Australische Big Brother Awards 2005 vergeben
Australische Datenschutzaktivisten haben zum dritten Mal ihre Preise für Datensammelwut, Untergraben und Umgehen von Datenschutzvorschriften und andere Vergehen verteilt, die den Schutz der Privatsphäre bedrohen.
Die Datenschutzaktivisten der Australian Privacy Foundation (APF) haben die Gewinner der australischen Big Brother Awards für Datenkraken bekannt gegeben. Der "Orwell", wie er Down Under genannt wird, geht in der Kategorie "Greatest Corporate Invader" an den Telecom-Konzern Telstra für die Überwachung von Mitarbeitern. Auf den Plätzen folgen die Marktforscher von CAMM Pacific wegen der Weitergabe von Patientendaten von Computern in ärztlichen Praxen und das Finanzunternehmen Dun and Bradstreet wegen seines Eintretens für die Lockerung von Datenschutzvorschriften für die Kreditvergabe.
Als "Worst Public Agency" gelten den Aktivisten in diesem Jahr der Senator Julian McGauran, weil er für Propagandazwecke persönliche Informationen einer Frau veröffentlicht hat und die Victoria Police für die Offenlegung von heiklen Daten aus der Kriminalstatistik des Law Enforcement Assistance Program (LEAP). Das Health Communications Network bekommt den Preis in der Kategorie "Most Invasive Technology" für die erteilte Erlaubnis, auf medizinische Daten zugreifen zu dürfen, die auf Praxiscomputern abgespeichert wurden. Hewlett-Packard und Microsoft bekommen eine Erwähnung für ihre Dienste im E-Government.
Den "Boot in the Mouth" bekommen Senatorin Amanda Vanstone und der Premier von Queensland Peter Beattie für den Vorschlag einer nationalen ID-Card, mit dem sie nach Meinung der Aktivisten von dem Fall einer irrtümlich für eine illegale Einwanderin gehaltenen Australierin ablenken wollten. Den Publikumspreis bekommt das Australian Bureau of Statistics für seine angebliche Datensammelwut. Die Regierung von New South Wales erhält den "Lifetime Menace Award" dafür, dass sie nach zweieinhalb Jahren die Stelle des Datenschutzbeauftragten immer noch nicht neu besetzt hat.
Die APF hatte aber auch Positivpreise zu vergeben. Der Chief Minister des Australian Capital Territory John Stanhope habe sich hervorgetan, da er den "vertraulichen" Entwurf für ein Antiterrorismus-Gesetz veröffentlicht hat, das ernsthafte Eingriffe in die Privatsphäre beinhalte. Dafür bekommt er die Auszeichnung als "Best Privacy Guardian". Senatorin Natasha Stott-Despoja wird mit dem Lifetime Achievement ausgezeichnet, da sie sich kontinuierlich für den Datenschutz einsetze.
Der Preis für Datenkraken Big Brother Awards wurde erstmals 1998 in London vergeben, 2003 erstmals in Australien und ist seit 2000 in Deutschland steter Termin des herbstlichen Veranstaltungskalenders. Hierzulande wurden die diesjährigen Preise Ende Oktober verliehen. Unter anderem bekam Bundesinnenminister Otto Schily den Preis für sein Lebenswerk. (anw)