Betreiber einer Piercing-Site beklagt deutsche Zensur

Shannon Larratt, der Macher eines umstrittenen Online-Magazins über "Körpermodifikationen", sieht sich zu Unrecht aus den Verzeichnissen großer deutscher Suchmaschinen wie Google verbannt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 665 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Shannon Larratt, der kanadische Macher eines umstrittenen Online-Magazins über "Körpermodifikationen" unter dem Titel "Body Modification Ezine" (BME), fühlt sich zu Unrecht aus den Verzeichnissen großer deutscher Suchmaschinen wie Google verbannt. "Deutschland hasst BME (immer noch)", beschwert er sich in seinem Blog Zentastic über die unveränderte Einschätzung des Gefährdungspotenzials seiner Site durch deutsche Jugendschutzbehörden. BME ist laut Larratt "unglaublich wertvoll für Leser jeglichen Alters". Die Bundesregierung täusche sich selbst, wenn sie davon ausgehe, dass Heranwachsende keine Informationen über die sachgerechte Vornahme von Körpermodifikationen benötigen würden. Sie bräuchte sich nicht wundern, wenn letztlich "Blut an ihren Händen" kleben bleibe.

Konkret stört sich Larratt daran, dass eine Suche nach "BME" auf dem deutschen Portal von Google zwar etwa auf den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik verweist, nicht jedoch auf sein Angebot. Stattdessen erhalte der Suchende nur den allgemeinen Hinweis, dass man "als Reaktion auf eine gesetzliche Forderung, die Google nach lokalem Recht gestellt wurde, 4 Seite(n) aus dieser Suchergebnisseite entfernt" habe. Unter der in diesem Zusammenhang verlinkten Site Chilling Effects sei ferner noch zu erfahren, dass Google "von einer zuständigen Stelle in Deutschland mitgeteilt wurde, dass die entsprechende URL unrechtmäßig ist". Eine Abfrage von "BME" in der US-amerikanischen Version des Suchmaschinenprimus führt Larratts Magazin über Piercing, Tattoos und Kastrationsmöglichkeiten dagegen an erster Stelle an. Die Beschwerde des Kanadiers macht inzwischen auch in anderen Bereichen der Bloggerwelt die Runde.

Der Sprecher von Google Deutschland, Stefan Keuchel, erklärte gegenüber heise online, dass sein Haus "verpflichtet ist, die Site nicht mehr anzuzeigen". Das BME werde auf der Schwarzen Liste der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien geführt, die seit der Novellierung der Jugendschutzgesetzgebung auch Internetseiten auf ihren Index setzen kann. Davon betroffen sind gegenwärtig rund 1000 Angebote. Auskunft über die Zusammensetzung der Liste erteilt die Behörde nur bei gezielter Nachfrage nach einzelnen Internet-Adressen unter der E-Mail liste@bundespruefstelle.de.

Die Betreiber großer deutscher Suchmaschinenportale wie Google, Lycos Europe, MSN Deutschland, AOL Deutschland, Yahoo oder T-Online hatten sich im Februar darauf geeinigt, im Rahmen ihrer Bemühungen zur Selbstkontrolle die indizierten Seiten nicht mehr anzuzeigen. Davon betroffen ist unter anderem BME. "Was gegen deutsches Recht verstößt, findet bei den großen Providern nicht mehr statt", erläutert Keuchel die jetzt sichtbaren Ergebnisse der Selbstregulierung. Man sei zwar selbst nicht die Internet-Polizei und wolle möglichst viele Ergebnisse anzeigen, aber nur im vorgegebenen rechtlichen Rahmen. In dem E-Zine zur Körpermodifikation seien unter anderem durchwegs gepiercte Geschlechtsorgane zu sehen, was bei Kindern eventuell Störungen verursachen könne. Vermutlich sei die Site so vom Verbot der Darstellung von Hardcore-Pornographie betroffen. (Stefan Krempl) / (jk)