Psychologe fordert Anerkennung der Internetsucht als Krankheitsbild
Nach Schätzungen zeigen bereits rund acht Prozent der 14- bis 18-Jährigen Suchtmerkmale im Umgang mit dem Internet.
Die Internetsucht sollte nach Ansicht des Thüringer Kommunikationspsychologen Wolfgang Frindte auch in Deutschland als Krankheitsbild anerkannt werden. Anders als beispielsweise in den USA gebe es in der Bundesrepublik bislang keine standardisierten Diagnoseverfahren, sagte der Wissenschaftler von der Friedrich-Schiller-Universität. "Es geht nicht darum, die Betroffenen zu stigmatisieren, sondern darum, prüfbare Kriterien zu entwickeln", so Frindte.
Nach Schätzungen zeigten bereits etwa acht Prozent der 14- bis 18-Jährigen Suchtmerkmale im Umgang mit dem Internet. Besonders anfällig sind nach Meinung von Frindte Kinder und Jugendliche, und diese vor allem wenn sie keine Erziehungsführung haben. Zu den Symptomen gehören nicht allein eine übermäßige Dauer der Internet-Nutzung, sondern auch zwanghafte Wiederholungsmuster und die zunehmende Einengung sozialer Beziehungen. Wie beim Rauchen werde versucht, das eigene Verhalten zu rechtfertigen, auch wenn gesundheitliche Schäden zu befürchten seien, sagte Frindte. Die Untersuchungen ergeben laut Frindte aber auch, dass das Suchtverhalten nicht selten im Erwachsenenalter endet. Die Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche ein besonderes Interesse an Internetformaten wie Chatrooms und Diskussionsforen beispielsweise zu Harry Potter haben, für die sie sich später als Erwachsene nicht mehr interessieren. (dpa)/ (dz)