Dell befeuert Spekulationen über den Einsatz von AMD-Prozessoren

Wieder einmal schießen Gerüchte ins Kraut, dass der weltweit umsatzstärkste PC-Händler in absehbarer Zukunft Geräte mit AMD-Prozessoren verkaufen wolle.

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Diesmal war es Michael Dell höchstpersönlich, der die seit Jahren immer wieder aufflammenden Spekulationen über den jeweils kurz bevorstehenden Einsatz von AMD-Prozessoren in Computern seiner marktführenden Firma entzündete: Im Anschluss an seine Rede auf der Consumer Electronics Show (CES) hatte er nach Medienberichten auf Nachfrage aus dem Publikum von der "klaren Möglichkeit" ("distinct possibility") gesprochen, dass neben den bisher ausschließlich verbauten Intel-Prozessoren auch AMD-CPUs zum Einsatz kommen könnten.

Gestern hat Dell-Geschäftsführer Kevin B. Rollins weiteres Öl ins spekulative Feuer gegossen: Die Firma Dell sei "immer offen" für Veränderungen, soll er zu dem Thema anlässlich einer Ansprache vor dem Chief Executives' Club of Boston gesagt haben.

Analysten spekulieren immer wieder über den Einsatz von AMD-Prozessoren bei Dell, zuletzt Les Santiago von PiperJaffray. Er äußerte die Einschätzung, dass Dell noch im Laufe des Jahres 2006 Opteron-Server ausliefern werde, und schickte damit den AMD-Aktienkurs auf einen – mittlerweile wieder beendeten – Höhenflug.

Für AMD wären Dell-Aufträge ein wichtiger Etappensieg auf dem Weg zu höheren Marktanteilen. Das Verhältnis zwischen Dell und Intel spielt aber auch bei der Klage von AMD gegen Intel eine wichtige Rolle.

Weil die Dell-Erträge zuletzt schlechter ausgefallen waren als von den Aktionären erhofft und Dell nach Angabe von Marktforschern im Durchschnitt teurere Rechner verkauft als etwa der wichtigste Konkurrent HP, der zahlreiche Modelle mit AMD-Prozessoren führt, halten einige Analysten den Einsatz von AMD-Prozessoren in preiswerteren Dell-Rechnern für sinnvoll. Es wird aber auch behauptet, dass Dell-Verkaufsleute aus dem Server-Bereich auf Opteron-Maschinen drängten, um besser gegen HP, IBM oder Sun anbieten zu können.

Andere Stimmen vermuten, dass Dell bloß mit dem AMD-Säbel in Richtung Intel rasselt – das Unternehmen leide zwar unter den Nachteilen aktueller Intel-Prozessoren, sei aber sonst mit der exklusiven Intel-Kooperation und vor allem den wahrscheinlich damit verbundenen finanziellen Vorteilen gut bedient. Mit der Betonung der AMD-Option wolle Dell nur seine Position in Verhandlungen mit Intel stärken – gerade in Zeiten, in denen Intel demonstrativ neue Freundschaften pflegt. Ein weiteres Argument gegen den Einsatz von AMD-Prozessoren ist auch, dass Intel seinen Großkunden viel Entwicklungsarbeit abnimmt: Der Chip-Marktführer liefert nicht nur fertige und nach Kundenwunsch angepasste Mainboards, sondern auch Referenz-Designs und unterstützt Produktentwickler mit Validierungslabors. Das sind wichtige Vorteile für eine Firma wie Dell, die Forschung und Entwicklung tendenziell für rausgeschmissenes Geld hält, aber dennoch eigene, markenspezifische Produkte verkaufen will. (ciw)