Infineon-Aufspaltung steht unter keinem guten Stern

Infineon steckt seit einiger Zeit in der Krise. Geht es der Branche schlecht, macht der Konzern hohe Verluste. In den Aufschwungphasen wiederum verdient das Unternehmen nur wenig Geld.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Die geplante Zerschlagung des Chipkonzerns Infineon steht bisher unter keinem guten Stern. Die Speichersparte, die der Konzern abstoßen will, präsentiert sich möglichen Investoren derzeit als hässliches Entlein: Die Umsätze sinken, der Bereich ist wieder tief in die Verlustzone gestürzt. "Die Ergebnisse sind nicht zufrieden stellend", musste Infineon-Chef Wolfgang Ziebart am heutigen Dienstag einräumen. Die Abspaltung werde aber weiter vorbereitet. Bevorzugte Option sei ein Börsengang.

Infineon steckt seit einiger Zeit in der Krise. Geht es der Branche schlecht, macht der Konzern hohe Verluste. In den Aufschwungphasen wiederum verdient das Unternehmen nur wenig Geld. Ziebart kündigte daher den radikalen Befreiungsschlag an. Das schwankungsanfällige Geschäft mit DRAM-Chips, das bisher 40 Prozent der Umsätze beisteuerte, soll abgetrennt werden. Auch im ersten Quartal hätten die Probleme im Speicherbereich wieder die Erfolge im Logikgeschäft überschattet, sagte Ziebart. Das soll in Zukunft anders sein.

Das Timing ist allerdings nicht günstig. "Ein Börsengang wird sicherlich schwierig, solange die Performance so bleibt wie in den letzten Quartalen", sagt Karsten Iltgen, Infineon-Experte der WestLB. Ziebart wollte sich am Dienstag nicht auf einen Zeitpunkt festlegen. Wegen der üblichen zyklischen Schwankungen könne man aber nicht die langfristige Strategie ändern. Als Testlauf will Infineon den geplanten Börsengang von Inotera genau beobachten, eines Gemeinschaftsunternehmens von Infineon und Nanya. "Wenn dieser erfolgreich verläuft, ist das auch für uns eine gute Indikation", sagte Ziebart.

Im ersten Quartal 2005/06 (30. September) standen die Speicherpreise wieder einmal massiv unter Druck. Gleichzeitig stiegen bei Infineon wegen höherer Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie der Anlaufkosten für den Ausbau des US-Werks Richmond die Kosten. Die Folge: Der Umsatz der Speichersparte brach im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf 678 Millionen Euro ein. Vor Steuern und Zinsen machte die DRAM-Sparte einen Verlust von 118 Millionen Euro nach einem Gewinn von 196 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Zumindest kurzfristig ist auch keine Besserung in Sicht. Ziebart ließ offen, ob der DRAM-Bereich in diesem Jahr noch in die Gewinnzone kommt.

Arbeitnehmervertreter stehen der Aufspaltung ohnehin ausgesprochen kritisch gegenüber. Es gebe zahlreiche Synergien, wenn man Logik- und Speicherchips aus einer Hand anbiete. Zudem bezweifeln einige, dass der verbliebene Rest nach einer Abspaltung groß genug ist, um international eine Rolle zu spielen. Die Quartalszahlen zeigten nun zumindest, dass auch nach einer möglichen Zerschlagung bei Infineon nicht alle Probleme behoben sind. In der Kommunikationssparte sowie der Auto- und Industrieelektronik verdiente Infineon vor Steuern und Zinsen zusammengerechnet gerade einmal 30 Millionen Euro. Im zweiten Quartal rechnet Ziebart hier sogar ebenfalls mit Verlusten.

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(Axel Höpner, dpa) / (jk)