Ungeliebte Speicherchips: Alle haben Angst vorm Schweinezyklus

An Speicherchips haben sich schon viele Hersteller die Finger verbrannt.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

An Speicherchips haben sich schon viele Hersteller die Finger verbrannt. Das Geschäft mit den DRAMs ist heftigen Schwankungen unterworfen, die Preisentwicklung nicht vorhersehbar. "Wenn ich jemanden finden würde, der die Frage nach der weiteren Preisentwicklung beantworten kann, würde ich ihn sofort mit einem hohen Gehalt einstellen", sagt Infineon-Chef Wolfgang Ziebart. In diesem Geschäft seien Prognosen nicht mehr als ein Blick in die Glaskugel.

Vor diesem Hintergrund hatte schon Siemens 1999 seine Halbleitersparte unter dem Namen Infineon aus dem Konzern ausgegliedert, weil das Speichergeschäft in zyklischen Abschwüngen das Ergebnis des ganzen Konzerns verhagelte. Nun geht die Spalterei weiter: Infineon trennt die Speicherchips ab und konzentriert sich künftig auf das viel leichter planbare Geschäft mit Logikchips. Infineon ist der letzte große Konzern, der bisher beide Chiparten im Angebot hat. Die Konkurrenz hat sich bereits spezialisiert.

Gefürchtet ist bei den DRAMs der so genannte Schweinezyklus. Wenn es der Industrie gerade einmal sehr gut gehe, entschieden sich die Anbieter typischerweise, in neue Fabriken zu investieren, erklärt Andrew Norwood vom Marktforschungsinstitut Gartner. Es dauere aber zwei Jahre, eine Fabrik zu bauen und hochzufahren. Wenn dann all die neuen Kapazitäten verfügbar seien, sei der Markt schon wieder im Abschwung. Die Folge sind große Überkapazitäten. Da die Fabriken oft weit über eine Milliarden bis zu mehreren Milliarden US-Dollar kosteten, müssten sie trotzdem mit voller Kapazität gefahren werden. Die Folge sind im Abschwung Preisverfall und Umsatzrückgänge.

Im Krisenjahr 2001 brachen die Erlöse in der Branche um rekordverdächtige 63 Prozent ein. "Die meisten Anbieter kämpfen darum, über den DRAM-Zyklus profitabel zu bleiben", erklärt Norwood. Da sich das Geschäft so vom relativ stabilen Verlauf bei Logikchips zum Beispiel für die Autoindustrie und die Kommunikationsbranche unterscheidet, hält Ziebart eine Trennung für sinnvoll.

Anleger könnten dann entscheiden, ob sie lieber in einen reinrassigen und riskanten, aber in guten Zeiten auch gewinnträchtigen DRAM-Hersteller investieren oder in einen berechenbareren Logik-Anbieter. Die Infineon-Speichersparte – mit einem Jahresumsatz von zuletzt 2,8 Milliarden Euro weltweit die Nummer vier hinter Samsung, Hynix und Micron – habe dabei großes Potenzial. Im abgelaufenen Quartal gelang operativ zumindest die Rückkehr in die schwarzen Zahlen.

Manch einer vermutete, die Abspaltung der Speichersparte erfolge auch deshalb, weil sich der neue Vorstandschef Ziebart als früherer Conti-Manager im stabilen Logik-Bereich wohler fühle. Der weist das entschieden zurück: "Wir separieren das nicht, weil das nicht meinem Managementstil entspricht." Er habe seinen Stil nur den Bedingungen anpassen müssen, was nicht schwierig gewesen sei. In einem Geschäft wie mit DRAMs dürfe man nicht primär auf die absoluten Zahlen schauen. "Man muss sich auf die relative Position im Vergleich zu den Wettbewerbern konzentrieren." Im zyklischen Abschwung ist es dann ein Erfolg, wenn es einem wenigstens weniger schlecht geht als den anderen. Siehe dazu auch:

(Axel Höpner, dpa) / (jk)