Elektronische Gesundheitskarte: Fragen aus den Modellregionen
Während die ersten Anwendungsszenarien bei der elektronischen Gesundheitskarte durchgetestet werden, fühlen sich die Ärzte in einigen Modellregionen in ihrer Rolle als Beta-Tester nicht wohl.
Während die ersten Anwendungsszenarien bei der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) durchgetestet werden, fühlen sich die Ärzte in einigen Modellregionen in ihrer Rolle als Beta-Tester nicht wohl. Zum Teil heftige Kritik wird etwa aus der Testregion Essen gemeldet, für die die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein derzeit Testteilnehmer sucht. Nach Meinung von niedergelassenen Ärzte sind die Verträge zum Beta-Test unzureichend und vage formuliert, wenn es unter anderem heißt:
- "Der Praxisinhaber erklärt sich bereit, die neu installierten Systeme anzuwenden und die erforderlichen Anpassungen der Abläufe in seiner Praxis vorzunehmen."
- "Der Praxisinhaber beteiligt sich aktiv an MaĂźnahmen der Patienteninformation ĂĽber das Testvorhaben."
- "Der Praxisinhaber erklärt sich bereit, an Evaluationsmaßnahmen, wie z. B. Befragungen, aktiv teilzunehmen bzw. diese zu unterstützen."
Besonders der Punkt "erforderliche Anpassungsmaßnahmen" beunruhigt dabei die Ärzte. Sie befürchten, dass sie auf den Kosten für die möglicherweise notwendige Umstellung der Praxis-Software sitzen bleiben. Auch die Mitarbeit an der Patienteninformation und der Prozessevaluation ist nach Ansicht der Ärzte ungenau formuliert. Kaum ein niedergelassener Arzt kann sich den Luxus leisten, seine Patienten ausführlich über die elektronische Gesundheitskarte zu informieren – in einer Viertelstunde kann sie wohl kaum erklärt werden. Für Unruhe sorgt auch die vage Formulierung zur Kostenerstattung für die Teilnahme am Modellprojekt durch die Gesundheitskarten-Projektgesellschaft gematik:
"Bitte gehen Sie davon aus, dass die Kassenärztliche Vereinigung sowie die Ärztekammer Nordrhein bzw. die auf Bundesebene federführende KBV und BÄK alles unternehmen werden, um den teilnehmenden Testpraxen eine angemessene Aufwandserstattung durch die bereitstehenden Gelder der gematik zukommen zu lassen. Was im Einzelnen tatsächlich bezahlt wird, kann jedoch erst ermittelt werden, wenn die weiteren Verhandlungen der Projekte mit der gematik abgeschlossen sind."
Auf dem morgen stattfindenden Bitkom-Forum Public Sector 2006 will die Gematik ĂĽber den Stand der Vorbereitungen in den Modellregionen informieren und dabei auch auf die Sorgen der Ă„rzte eingehen.
Zur elektronischen Gesundheitskarte und der Reform des Gesundheitswesens siehe auch:
- Testregionen sind offiziell
- 22C3: Mehrklassengesellschaft durch Gesundheitskarte
- Kein Mangel an Modellregionen fĂĽr die elektronische Gesundheitskarte
- Karten-Spezifikationen vollständig veröffentlicht
- Alle österreichischen Gesundheitskarten sind verteilt
- Medica: Rundumversorgt dank Bodynet
- Medica: Vom Heilberufsausweis zur Gesundheitskarte
- TestmaĂźnahmen in Kraft getreten
- eHealth: Big Business in den Startlöchern
- Kompetente Nutzer braucht das Land
- Die MĂĽhe der Ebenen
- Regierung drängt auf zügige Einführung
- Elektronische Gesundheitskarte: Entschleunigung oder Beschleunigung?
- Ă–sterreichs Rechnungshof kritisiert Gesundheitskarte e-card
- Ist das Foto notwendig?
- Biosig 2005: Vom Ohr zum Herz
- Weiterer Aufschub durch Bundestagswahl
- Elektronische Gesundheitskarte: 2006, 2008, 2010
- Schaar: Gesundheitskarte frühestens in 5 Jahren voll funktionsfähig
- Elektronische Gesundheitskarte auch in der Schweiz
- MedCAST: Nach der Gesundheitskarte ist vor der Gesundheitsakte
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- Ă–sterreich beginnt mit der Auslieferung der e-card
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(Detlef Borchers) / (jk)