Windows-Kloner lassen sich nicht bremsen

Das Open-Source-Projekt ReactOS für ein frei verfügbares Windows-NT- und XP-kompatibles PC-Betriebssystem soll trotz Anschuldigungen über Copyright-Verletzungen weiter voran getrieben werden.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das Open-Source-Projekt ReactOS für ein frei verfügbares Windows-NT- und XP-kompatibles PC-Betriebssystem soll trotz Anschuldigungen über Copyright-Verletzungen weiter voran getrieben werden. Der erstmals 2004 mit grafischer Bedienoberfläche in Erscheinung getretene Nachbau war im Dezember 2005 als CD mit Live-Dateisystem herausgekommen, die sich zwar nach Einschätzung der Entwickler noch nicht für den Alltagseinsatz anbietet, wohl aber für den Betrieb ausgesuchter Anwendungen wie OpenOffice, Macromedia Flashplayer oder einige Spiele.

Ende Januar kam dann der Rückschlag: Ein Mitglied des Entwicklerteams hatte geäußert, Teile des ReactOS-Codes seien aus illegitimen Praktiken des Reverse-Engineering hervorgegangen – die Programmierer hätten sich also nicht streng an die Regeln des legalen Clean-Room-Kopierens gehalten, bei dem das beobachtete Verhalten des Vorbilds ohne Kenntnis von dessen Code nachzubilden ist. In der Folge wurde die Weiterentwicklung von ReactOS erst einmal gestoppt und Kriegsrat gehalten. Im Februar ergab eine Abstimmung unter den Entwicklern eine Mehrheit von 14 zu 4, die Entwicklungsarbeiten sollten mit sofortiger Wirkung weiter gehen und das Code Repository vorerst voll zugänglich bleiben. Allerdings will man diejenigen Sektionen, die angreifbaren Code enthalten könnten, bis zum Abschluss individueller Audits auf Eis legen. So lange sollen die betroffenen Bestandteile zwar weiter mit dem ReactOS-Bündel verteilt, aber nicht weiter entwickelt werden. Auf diese Art und Weise erwarten die Entwickler, dass der Code von Audit zu Audit "sauberer" wird, also immer weniger Angriffsmöglichkeiten gemäß des US-amerikanischen Copyright-Gesetzes bieten soll. Über die Durchführung der einzelnen Audits entspinnt sich auf dem ReactOS-Forum derzeit eine Debatte, die ab dem kommenden Mittwoch in eine weitere Abstimmung zum Verfahren münden soll. In der Zwischenzeit finden bereits Überprüfungen statt, über deren Fortschritt die Projektseite Aufschluss gibt. Am heutigen Sonntag beziffert sie den für sauber befundenen Anteil auf 15 Prozent. (hps)