Deutschland liegt bei der Breitbandversorgung im EU-Mittelfeld
In den Mitgliedstaaten mit einer Breitbandversorgung von 15 Prozent und mehr herrschen lebhafter Infrastrukturwettbewerb und weit entwickelte Zugangsregelungen, zum Beispiel Bitstromzugang.
Die Europäische Kommission sieht einen engen Zusammenhang zwischen der Wettbewerbsintensität im Breitbandmarkt und dem Versorgungsgrad mit entsprechenden Zugängen. Dies ist eines der Ergebnisse der heute vorgelegten elften Ausgabe des Berichts Elektronische Kommunikation in Europa – Regulierung und Märkte 2005 (15-seitiger "Implementierungsbericht", PDF-Datei). Demnach verfügen die europäischen Länder mit dem höchsten Breitband-Versorgungsgrad (ab 15 Prozent) allesamt neben DSL-Angeboten auch über gut ausgebaute internetfähige Kabel-TV-Netze und häufig auch über weit entwickelte Zugangsregelungen, zum Beispiel für den entbündelten Zugang zum Teilnehmeranschluss oder Bitstream Access (Bitstromzugang).
Während Deutschland zum Stichtag 1. Oktober 2005 mit elf Prozent Breitbandversorgung gerade einmal im EU-Durchschnitt liegt, nähern sich die Niederlande mit 22,4 Prozent und Dänemark mit 22,0 Prozent Breitbandversorgung dem Welt-Spitzenreiter Südkorea (25,8 Prozent) an. Mit Schweden, Belgien, Norwegen und Finnland übertrafen weitere EU-Staaten im Sommer 2005 den Grad der Breitbandversorgung in Japan (16,4 Prozent) oder den USA (14,5 Prozent). Bemerkenswerte Erfolge gab es auch in anderen Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Österreich und Estland, wo der Breitband-Wettbewerb durch eine Kombination von konkurrierenden Infrastrukturen und effektiver Regulierung "angefacht wurde".
Der aktuelle Implementierungsbericht offenbart nach Ansicht des Verbandes regionaler Netzbetreiber Breko die "negativen Folgen des langsamen Regulierungstempos in Deutschland". Während im EU-Schnitt der DSL-Marktanteil der ehemaligen Monopolisten auf 61 Prozent zurückgegangen sei, beherrsche die Deutsche Telekom immer noch 67 Prozent des Marktes im DSL-Festnetz. Dieser Anteil sei im Vergleich zu 2004 (83 Prozent) zwar deutlich gesunken. Doch kam der Rückgang des Telekom-Marktanteils nicht den Telekommunikationsgesellschaften mit eigenem Netz zugute, sondern sei auf das Konto von Wiederverkäufern (Resellern) von T-DSL-Anschlüssen gegangen und habe damit letztlich wieder dem Ex-Monopolisten Einnahmen beschert.
Die Mobilfunkverbreitung in der EU erreichte im Oktober 2005 durchschnittlich 92,8 Prozent, wobei in den neuen EU-Ländern die Steigerung besonders hoch ausfiel. In Tschechien, Estland und Litauen herrscht inzwischen eine Marktsättigung von über 100 Prozent. Es gibt nun EU-weit fast 80 GSM-Netzbetreiber sowie 214 Diensteanbieter gegenüber noch 166 im Jahr 2004. Der Versorgungsgrad ist nach Feststellung in jenen Ländern "tendenziell" höher, in denen es eine größere Anzahl von Diensteanbietern gibt. Im September vergangenen Jahres betrug die Zahl der UMTS-Kunden EU-weit rund 15 Millionen, die meisten davon in Italien und Großbritannien. Diese Verteilung spiegelt in etwa auch die Verteilung der 3G-Kunden im Vodafone-Konzern wider.
In den meisten Mitgliedstaaten sind die Verbraucherpreise für mobile Inlandsgespräche deutlich gesunken, insbesondere für Wenig- und Mitteltelefonierer in Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Polen, Portugal, Finnland und Schweden. Beim Auslands-Roaming kritisiert die Kommission hingegen, dass in den meisten Mitgliedstaaten nach wie vor hohe Preise verlangt werden, wobei häufig teure Großhandelstarife und hohe Gewinnspannen im Endkundengeschäft praktiziert würden. Die Kommission hat eine Info-Website zum Roaming eingerichtet und wiederholt überhöhten Roaming-Gebühren den Kampf angesagt. (ssu)