Barrierefreier Computerführerschein-Kurs verfügbar
Das Projekt ECDL barrierefrei setzt auf die barrierefreie Adaptierung der Unterrichtsmedien für die European Computer Driving License.
Menschen mit Behinderung können nun ebenfalls den Computerführerschein ECDL (European Computer Driving License) erwerben. In Österreich wurde seit 2003 ein ECDL barrierefrei entwickelt, nun sind alle sieben Module komplett. Dies wurde Mittwochabend im Rahmen der Gala der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) bekannt gegeben. Die Veranstaltung bildete den Abschluss des ersten "Europarates" der europäischen Computergesellschaften. Deren Präsidenten hatten sich diese Woche in Wien erstmals getroffen.
Das Projekt ECDL barrierefrei setzt auf die barrierefreie Adaptierung der Unterrichtsmedien. Dazu zählen Gebärdenvideos, Videountertitel, Sounddateien, absichtlich einfach formulierte Texte und auch reine HTML-Versionen, die für den Einsatz von Sprachausgabesystemen, flexible Bildschirmdarstellung und Braille-Geräten notwendig sind. Seit 2003 arbeiten das Institut "integriert studieren" der Universität Linz, die OCG und die Grazer Firma bit media e-Learning solution an dem Projekt. Bei den Prüfungen werden dieselben Leistungsstandards verlangt wie beim herkömmlichen ECDL.
Aus Anlass der Fertigstellung aller Lehrmedien überreichte Herbert Schweiger, Geschäftsführer des Hauptsponsors Microsoft Österreich, der OCG-Präsidentin Gabriele Kotsis einen Scheck über 30.000 Dollar. Mit dem Geld soll der barrierefreie Computerführerschein in den österreichischen Testzentren implementiert werden.
"Es ist unfair, Menschen nicht den Zugang zu Wissen zu geben. Es ist Aufgabe der Industrie, dafür zu sorgen, dass es nicht zu einer digitalen Spaltung kommt", betonte Schweiger. Zur Zielgruppe würden nicht nur Menschen mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten zählen, sondern auch Senioren sowie Personen, die die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschten. "Der ECDL barrierefrei geht jetzt in der Schweiz an den Start und wird bald in Deutschland Fuß fassen", kündigte Schweiger den "Export" der Lehrmaterialien und -methoden in lokalisierten Versionen an.
Ebenfalls vorgestellt wurde das Projekt "ECDL E-Learning für krebskranke Kinder". Patienten aller österreichischen Kinderkrebsstationen können ECDL-Schulungen am Krankenbett erhalten und die Teilprüfungen ablegen. 2001 hatten HP und Siemens dem Wiener St. Anna Kinderspital Laptops und Breitbandanschlüsse an jedem Bett gespendet. Im St. Anna werden krebskranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz Österreich behandelt. Sie können seither über E-Mail, Chatrooms und Videokonferenzen mit ihren Freunden in Kontakt bleiben.
Die Berater hatten in der Folge die Idee, strukturierte ECDL-Schulungen an den Betten zu offerieren – inzwischen nehmen 80 bis 90 Prozent der St. Anna Patienten das Angebot an. "Das hat vielen Kindern Kraft gegeben", berichtete St.-Anna-Mediziner Reinhard Topf. Das Projekt ist auf alle anderen Kinderonkologien ausgeweitet worden. Unterstützer sind die Kinderkrebshilfe, bit media (e-Learning Software), Microsoft (Software), die Berater (Schulungen und Tests), die OCG und vor allem die Mitarbeiter der Krankenhäuser.
Auch nach der Entlassung wird die weitere ECDL-Schulung zu Hause oder in den Büros der Kinderkrebshilfe ermöglicht. "Das ist mehr als Berufsvorbereitung", betonte der für 2007 designierte OCG-Präsident Gerald Futschek, "Es ist auch Ablenkung vom Schmerz und eine positive Beschäftigung." (Daniel AJ Sokolov) / (jk)