Für Siemens-Chef Kleinfeld wird die Zeit knapp

Klas Kleinfeld hat versprochen, dass im kommenden Jahr erstmals alle Geschäftsbereiche die ehrgeizigen Renditeziele erfüllen werden; bei Com hieße das, die Bruttomarge derzeit von 0,8 auf 8 bis 11 Prozent zu steigern.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld ist derzeit vor allem als Krisenmanager gefragt. Eigentlich will sich der 47-jährige um die Megatrends dieser Welt kümmern. Überalterung der Gesellschaft, Gesundheit, Individualisierung und Wasserknappheit sind Schlagworte, die den Vorstandsvorsitzenden faszinieren. Er will Siemens konsequent darauf ausrichten; der am Donnerstag verkündete milliardenschwere Kauf der US-Medizintechnikfirma Diagnostic Products ist ein Beispiel dafür. "Ich würde lieber gern noch mehr Zeit investieren, die Zukunftstrends zu gestalten", sagte er am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanzen für das zweite Quartal des Geschäftsjahrs. Doch zurzeit müsse er sich leider etwa die Hälfte seiner Zeit um die Sanierung der Krisensparten des Konzerns kümmern.

Denn die Zeit drängt. Kleinfeld hat versprochen, dass im kommenden Jahr erstmals alle Geschäftsbereiche die ehrgeizigen Renditeziele erfüllen werden. Ob das gelingen wird? "Auf jeden Fall, klar", sagte Kleinfeld lachend. Allerdings weiß auch der Vorstandschef, wie schwierig das Unterfangen ist, zumal die Voraussetzungen gerade in der Telekommunikationsindustrie ungünstig sind. "Das Umfeld ist ein schwieriges."

Bei Com brach im abgelaufenen Quartal der Gewinn um drei Viertel auf nur noch 27 Millionen Euro ein. Das bedeutet eine operative Marge von 0,8 Prozent. Erreichen muss der Bereich im kommenden Jahr aber 8 bis 11 Prozent, nach Einschätzung von Analysten in der derzeitigen Aufstellung nicht machbar. Daher wurde zuletzt schon über einen Verkauf der kompletten Sparte spekuliert. "Man darf nicht zu viel darauf geben", kommentierte Kleinfeld solche Gerüchte. Er kündigte stattdessen einen weiteren Stellenabbau im Kommunikationsbereich an. In den vergangenen fünf Jahren sind dort bereits etwa 30.000 Stellen gestrichen worden.

Ähnlich düster sieht es beim IT-Dienstleister SBS aus. Im abgelaufenen Quartal weitete der Bereich den Verlust von 129 auf 194 Millionen Euro aus. Zwar verwies Kleinfeld auf hohe Restrukturierungskosten. Doch auch ohne diese hätte SBS rote Zahlen geschrieben. "Wir haben ein umfassendes Turnaround-Programm aufgesetzt", sagte Kleinfeld. Auch durch die Abspaltung der produktnahen Dienstleistungen, die an Fujitsu Siemens gingen, sei man vorangekommen.

Auch wenn die Krisensparten viele Kapazitäten binden: Kleinfeld verweist darauf, dass SBS und Com gerade einmal 20 Prozent der Siemens-Umsätze beisteuern. Der Großteil der Bereiche sei in den Zielmargen oder auf dem Weg dorthin. Im vergangenen Jahr hatte Kleinfeld angekündigt, er stehe auch persönlich dafür ein, dass alle Bereiche die Zielmargen erreichen. Inzwischen äußert er sich dazu deutlich vorsichtiger. Die Renditevorgaben seien schließlich weit vor seinem Amtsantritt als Vorstandsvorsitzender erstmals im Jahr 2000 von seinem Vorgänger und Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer formuliert worden. "Die Margenziele habe ich ja nicht erfunden, sondern vorgefunden." (Axel Höpner, dpa) / (jk)