Internet-Verwaltung genehmigt Telefondomain .tel

Ăśber die .tel-Domains sollen VoIP, klassische Rufnummern, Mobilnummern, E-Mail, SMS, Skype und viele andere Dienste unter einer einheitlichen Adresse erreichbar sein, eigene Nummerndomains darf die Registry aber nicht anbieten.

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Von
  • Monika Ermert

Die Direktoren der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) haben – nach der Ablehnung von .xxx – eine weitere neue Adresszone durchgewinkt: die Top Level Domain .tel. ICANNs Präsident und CEO Paul Twomey erklärte gegenüber heise online, er werde nun den von den Direktoren für gut befundenen Vertrag mit dem Registrierungsdatenbankbetreiber (Registry) für die Domain abschließen. Wann es die neuen .tel-Domains geben wird, darauf konnte der bei der britischen Telnic zuständige Marketing-Leiter noch keine konkrete Aussage machen. Man arbeite an einem genauen Zeitplan.

Die .tel-Domains erlauben anders als alle bislang eingeführten neuen Top Level Domains eine neuartige Nutzung des DNS, ließ Telnic-CEO Khashayar Mahdavi mitteilen (PDF-Datei): Sie sollen eine bruchlose Integration verschiedener Kommunikationsmöglichkeiten schaffen, vor allem durch den Brückenschlag zu Voice-over-IP. "Vorbei ist die Zeit, in der man sich mehrere Telefonnummern, viele VoIP-Nummern oder Instant-Messaging-Identitäten oder andere Kontakte zu unseren sozialen oder beruflichen Netzwerken merken musste. Durch die innovative Nutzung der DNS-Technik wird die .tel-Domain jedem erlauben, in Echtzeit festzulegen, wie er gerade erreicht werden will."

Über die .tel-Domains sollen VoIP, klassische Rufnummern, Mobilnummern, E-Mail, SMS, Skype und viele andere Dienste erreichbar sein. Zudem plane man die Bereitstellung von Applikationen, die die Nutzung von .tel-Domains mittels üblicher Rechner- oder Mobilfunkadressbuchfunktionen erleichtern sollen, eine weitere Besonderheit im Vergleich zu anderen Domains. Das Konzept, mit dem sich praktisch Follow-me-Dienste über verschiedene Netze und Dienste realisieren lassen müssten, ist damit dem von ENUM-Domains sehr ähnlich.

Das Konzept von .tel bedient sich, so heißt es zumindest in den Informationen von Telnic im Web, der so genannten Naming Authority Pointer (NAPTR). Die NAPTR-Einträge ermöglichen es, die DNS-Einträge als Lookup-Dienste für verschiedenste Adressarten zu verwenden, nicht nur für DNS-Adressen.

Um möglichen Empfindlichkeiten von Seiten der für ENUM zuständigen International Telecommunication Union (ITU) vorzubeugen, hat Telnic sich aber verpflichtet, keine reinen Nummern-Domains zu vergeben. Solche Offerten plante ein anderer .tel-Bewerber, VoIP-Pionier Jeff Pulver, der seine Bewerbung allerdings schnell wieder aufgab. Wie heikel die .tel-Bewerbung ist, zeigt der kurz vor der ICANN-Entscheidung vom Betreiberkonsortiums "mTLD Mobile Top Level Domain" eingereichter Widerspruch (PDF-Datei) gegen die .tel-Domain und die abschließende Debatte im ICANN-Vorstand. Dabei sorgte Vint Cerf, Chef des ICANN-Vorstands, für Verwirrung. Cerf sagte nämlich laut dem Protokoll der Sitzung: "Es ist klar geworden, dass das Geschäftsmodell nicht etwa NAPTR-Einträge beinhaltet, die zu Konflikten mit ENUM führen würden." Cerf erwähnte in diesem Zusammenhang entsprechende Beschränkungen im Vertrag mit Telnic. Erst danach votierten die Direktoren einstimmig für den Vertrag. Wie sich das nun mit den Telnic-Plänen verträgt, die übrigens in einer Antwort auf die Bedenken des .mobi-Konsortiums bekräftigt wurden, ist derzeit unklar: Eine Antwort von Seiten Telnics auf die Anfrage von heise online steht noch aus. (Monika Ermert) / (jk)