Telekom-Chef will mit Integration von T-Online Festnetzgeschäft forcieren
Der schwächelnde Festnetzbereich gilt als die größte Baustelle der Telekom - und die Integration von T-Online als ein Hauptbestandteil der Neuausrichtung des Unternehmens.
Auf diese Entscheidung hatte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke gewartet: Die Hängepartie bei der geplanten Eingliederung der Tochterfirma T-Online in den Mutterkonzern ist ein Jahr nach dem Beschluss auf der Hauptversammlung beendet. Die Klagen gegen die Fusion, urteilte der Bundesgerichtshof am Donnerstag, stünden der Verschmelzung nicht im Wege. Zeitnah soll jetzt die Eintragung ins Handelsregister erfolgen, Beschwerden sind nicht mehr möglich.
Ricke und sein Vorstandskollege Walter Raizner können durchatmen: T-Online wird eigenständig bleiben, aber künftig als fester Bestandteil in das Geschäftsfeld Festnetz/Breitband integriert. Und das wird von Raizner verantwortet, der erst vor wenigen Wochen mit einer Partnerschaft zwischen T-Com und von Premiere für Aufsehen gesorgt hatte. Der schwächelnde Festnetzbereich gilt als die größte Baustelle der Telekom – und die Integration von T-Online als ein Hauptbestandteil der Neuausrichtung des Unternehmens.
Dabei hatte alles ganz anderes angefangen: Vor mehr als sechs Jahren war T-Online mit viel Euphorie und dem Getöse der Werbefigur Robert T-Online von Ron Sommer an die Börse gebracht worden. Der frühere Vorstandschef wollte eine Akquisitionswährung schaffen, um sich für weitere Zukäufe zu wappnen. Auch der Börsengang von T-Mobile war fest eingeplant. Doch dazu kam es nicht mehr. Die Börse kippte und die Kurse stürzten in den Keller. Betroffen waren vor allem Telekommunikations- und Internetwerte. Die Branche dümpelte vor sich hin und die Aktionäre lernten eine bittere Lektion: Eine Kursentwicklung ist keine Einbahnstraße. Auch die T-Online-Aktionäre fuhren Achterbahn. Von 27 Euro Ausgabepreis rauf auf über 40 Euro, dann runter auf unter 10 Euro. Um Telekom- Aktien machten Börsianer einen weiten Bogen - eine Stimmungslage, dies sich bis heute nicht grundlegend gewandelt hat. Inzwischen war auch der Zeitgeist in der Telekommunikationsbranche ein anderer geworden: Tochtergesellschaften wurden in den Konzern reintegriert - die Deutsche Telekom gehörte zu den letzten, die diesen Schritt vollzog.
Doch Ricke hatte offenbar die Wut der Kleinanleger von T-Online unterschätzt. Sie gingen vor den Kadi, weil sie sich von der Telekom über den Tisch gezogen fühlten. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz gehörte zu den ärgsten Kritikern des Wiedereingliederungsbeschlusses. Jetzt, wo T-Online endlich Geld verdiene und zeige, dass sie auf eigenen Beinen stehe, werde sie von der Börse geholt. Aber der Vorstand hatte seine Strategie längst festgezurrt. "Wir können erst dann die volle Schlagkraft im Breitbandgeschäft entwicklen, wenn wir gegenüber dem Kunden im Zusammenspiel von T-Com und T-Online vollständig integriert auftreten", betonte Ricke vor wenigen Wochen. Die Sparte steht unter enormem Druck und Ricke unter Handlungszwang.
Der Telekom brechen durch den zunehmenden Wettbewerb und die scharfe Regulierung ständig Marktanteile weg. Kosten runter, Produktivität rauf – heißt die Devise bei der T-Com. Bis 2008 will sich der rosa Riese von 32.000 Mitarbeitern trennen, was die Beschäftigten wiederum auf die Barrikaden treibt. Jetzt muss Ricke beweisen, was in ihm steckt. Denn ob das Breitbandgeschäft im engen Verbund von T-Online und T-Com besser laufen wird, muss sich noch erweisen. Die Kunden wünschen Angebote aus einer Hand, die exakt aufeinander abgestimmt sind, hatte Ricke am 9. Oktober 2004 bei der Ankündigung der Wiedergliederung von T-Online gesagt. Wie es gehen soll, will die Telekom mit einem anderen Produkt zeigen, das der Konzern an diesem Freitag vorstellt: Das Dual-Phone – ein kombiniertes Telefon für Festnetz und Mobilfunk. (Peter Lessmann, dpa) / (jk)