Studie: Wer am Steuer telefoniert, fährt wie besoffen
Eine Studie aus den USA stuft auch Freisprechanlagen als Gefahr für den Straßenverkehr ein - Personen, die während der Fahrt über Handy oder Freisprechanlage telefonieren, fahren wie angetrunkene Wagenlenker.
- Niels Boeing
Wer während der Autofahrt über Handy oder Freisprechanlage telefoniert, fährt wie ein angetrunkener Wagenlenker. Zu diesem Schluss kommen die Psychologen Frank Drews, David Strayer und der Toxikologe Dennis Crouch von der Universität Utah in ihrer Studie, die sie heute in dem Journal Human Factors veröffentlichen. 25 Männer und 15 Frauen im Alter zwischen 22 und 34 Jahren nahmen an "A Comparison of the Cell Phone Driver and the Drunk Driver" teil. Das Bundesamt für Luftfahrt finanzierte die Untersuchungen mit 25 000 Dollar, um Rückschlüsse auf die Aufmerksamkeit von Piloten ziehen zu können.
"Wenn Sie hinter dem Lenkrad telefonieren, fahren Sie, als ob Sie 0,8 Promille Alkohol intus hätten", erklärt Frank Drews, Assistenz-Professor für Psychologie. Diese Blutalkoholkonzentration sei bereits in den meisten amerikanischen Staaten illegal. "Wenn der Gesetzgeber wirklich das Autofahren sicherer machen möchte, sollte er das Telefonieren komplett verbieten", meint Drews.
Sowohl Freisprechanlage als auch Handy beeinflussten den Fahrstil und zeigten keinen Unterschied im Grad der Ablenkung. "Das stellt besonders die Auflagen in Frage, die das Telefonieren mit Handys verbieten, es aber über Freisprechanlage erlauben." Verglichen mit konzentrierten Fahrern steuerten die telefonierenden Insassen ihr Gefährt in der Simulation etwas langsamer, bremsten später und benötigen mehr Zeit führ die Anfahrt danach. Durch das Auswerten aktueller und früherer Studien zeigen die Forscher, dass Telefonierende fünf Mal eher in einen Unfall verwickelt werden. Die gleiche Wahrscheinlichkeit geben andere Studien für Fahrer mit 0,8 Promille Blutalkohol an.
In der Studie fuhr jeder der 40 Teilnehmer in einem Fahrsimulator, einmal ohne jegliche Ablenkung, telefonierend über Handy, dann über eine Freisprechanlage und schließlich angetrunken durch Wodka. Die Probanden mussten einem vorderen Wagen folgen, der unregelmäßig bremste und so Stadtverkehr simulierte. Der Fahrsimulator bestand aus einem Lenkrad, Armaturenbrett sowie Brems- und Gaspedal, entnommen aus einem Ford Crown Victoria. Der Fahrer war umgeben von drei großflächigen Bildschirmen, die eine Autobahn bei Tageslicht und vorbeifahrende Wagen zeigten. Jede Fahrt dauerte 15 Minuten.
In den USA telefonieren über 100 Millionen Bürger während der Fahrt. Die National Highway Transportation Safety Administration schätzt, dass bei Tageslicht jeden Moment acht Prozent aller Fahrer auf Amerikas Straßen ein Telefonat führen. Drews dazu: "Nur wegen der übrigen 92 Prozent passieren nicht mehr Unfälle. Sie gleichen die Gefahren durch Fahrer am Telefon aus." In Deutschland erhalten laut des Kraftfahrt-Bundesamtes monatlich 26.000 Personen einen Bußgeldbescheid für Handy-Telefonate während der Fahrt. Der Plausch über die Freisprechanlage ist laut Straßenverkehrsordnung erlaubt. (nbo)