Telefoniebezogene TLDs sollen ein bisschen anders sein

Nicht einfach eine weitere neue Top Level Domain (TLD) wollen die Anbieter der beiden neue Telefonie-verwandten Adresszonen .mobi und .tel sein.

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Von
  • Monika Ermert

Nicht einfach eine weitere neue Top Level Domain (TLD) wollen die Anbieter der beiden neue Telefonie-verwandten Adresszonen sein. .mobi hat derzeit rund 7800 Adressen in der "Sunrise" registriert, live aufs Mobiltelefon gibt es zur Weltmeisterschaft zum Beispiel eine kicker.mobi-Seite. Auch Neckermann und ein großer Nachrichtenanbieter seien in den Startlöchern, sagt Alexa Read vom .mobi-Konsortium, in dem sich die großen Mobilfunkanbieter zusammengefunden haben. Telnic, das auf der Basis so genannter Naptr-Einträge im Domain Name System (DNS), die alte Idee "alle Kontaktnummern und bevorzugte Kommunikationswege unter einem Namen" realisiert, verhandelte in Marrakesch noch mit den verschiedenen Registries wie VeriSign und Core für seinen Registry-Backbone.

.mobi soll das Problem fürs Mobiltelefon angepasster Seiten lösen. Die Anpassung normaler Web-Seiten mit klassischen Browsern liefere den Nutzern nicht zwangsläufig gute Ergebnisse, sagt Alexa Raad, Marketing-Chefin bei .mobi. "Der Kunde bekommt dann immer noch eine PC-basierte Seite, die möglicherweise grafisch überladen ist. Wenn die Leute unterwegs auf ihrem Mobiltelefon Nachrichten suchen, brauchen sie diese in entsprechendem Format." Eine .mobi-Adresse garantiere, dass sie für das kleine Display optimiert sei. Software-Tools für die .mobi-Welt hätten sieben große Registrare mit entwickelt, so Raad. "Basis-Tools wollen soweit wie möglich Open Source zur Verfügung stellen", so Raad.

Noch bis 28. August läuft bei .mobi die Sunrise-Phase, in der über den Preis und eine Validierung über PriceWaterhouseCoopers die "Squatter" fern gehalten werden sollen. Bei 200 US-Dollar pro Adresse lohnt die massenweise Registrierung kaum. Eine Handvoll Squatter-Fälle habe man allerdings gehabt, sagt CEO Neil Edwards, der demnächst zur Roadshow nach Deutschland kommt, wo man viele potenzielle Kunden sieht. Der große Ansturm auf .mobi soll ab dem 28. August kommen. Dann werden in einer "Landrush"-Phase zwei Wochen lang Adressen für 25 US-Dollar angeboten. Ab dem 14. September kosten .mobi-Adressen 12 US-Dollar im Jahr. Außerdem soll eine Reihe gewinnbringender "Premium"-Adressen per Auktion unters Volk gebracht werden.

Eine Million Adressen will .tel im ersten Jahr unter die Leute bringen. Bei .tel gebe es eigentlich keine Adressen, sondern einen Service, versichern Lawrence Conroy und Jim Reid von der Telnic-Mannschaft. Über eine .tel-Abfrage vom Mobiltelefon, Handheld, PC oder Laptop aus lassen sich die unter dem .tel-Namen eines Nutzers abgelegten Einträge zu Rufnummern, Sip-Adressen oder E-Mail abfragen und gleich über entsprechende Clients für die gewünschte Art der Kontaktaufnahmen einsetzen. Änderungen oder Wünsche von Seiten des .tel-Inhabers, wie er zu bestimmten Uhrzeiten kontaktiert werden will, hält der Nutzer über seinen Domain-Eintrag aktuell.

Das .tel-Angebot ist damit nichts anderes als eine Telefonie-Domain, die in der ENUM-Registry eingetragen ist. Conroy und Reid betonen allerdings, man verstehe sich nicht als Konkurrenz. "Für ENUM ist es letztlich gut, wenn mehr mit Naptr-Einträgen gearbeitet wird," so Reid. Reid und Conroy waren beide bei der Entwicklung der ENUM-Specs stark involviert. Größter Unterschied bei .tel: Der Hauptidentifer für den Kunden ist eine Name oder eine Kombination aus Namen und Zahlen, nicht seine klassische PSTN-Telefonnummer. Reinen Nummern mussten Telnic abschwören, mit Blick auf die Nummernhoheit durch nationale Behörden und die International Telecommunications Union (ITU). Allerdings schwört man bei Telnic drauf, dass ein Name viel netter ist als eine Nummer. Zudem lassen sich Phantasie- oder Künstlernamen eintragen. (Monika Ermert) / (pmz)