AOL erwägt Abschied von kostenpflichtigen Angeboten

Der Internet-Portalbetreiber soll sich künftig komplett über Werbung finanzieren. Wie von Time Warner konkret schon in Deutschland geplant, soll sich AOL auch weltweit aus dem Breitbandgeschäft zurückziehen.

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Der Internetdienst AOL erwägt Brancheninsidern zufolge, seine bisher noch kostenpflichtigen Angebote wie beispielsweise E-Mail und Virenschutz künftig ohne Gebühr bereitzustellen, berichtet das Wall Street Journal. Die geplanten Maßnahmen seien ein Versuch, den rasanten Schwund zahlender Mitglieder zu stoppen, die zu anderen Anbietern mit Breitbandinternetzugängen abwandern. Allein im ersten Quartal 2006 hat AOL über 800.000 Kunden verloren. Seit Ende 2002 fiel die Zahl von 26 Millionen auf 18,6 Millionen.

Schätzungen zufolge würde dieser Schritt AOL aber bis zu 2 Milliarden US-Dollar durch Einnahmeausfälle kosten. Denn bis zu einem Drittel der Abonnenten, die monatlich knapp 26 US-Dollar für den Service zahlen, dürften ihre Verträge kündigen. Erklärtes Ziel des Mutterkonzerns Time Warner ist es aber, AOL zu einem durch Werbung finanzierten Internetportal nach dem Vorbild von Google und Yahoo zu machen.

Dazu hatte AOL bereits im vergangenen Jahr einzelne kostenpflichtige Software-Angebote frei zugänglich gemacht. Nun stehe der Konzern mit verschiedenen Breitbandzugangsanbietern in Verhandlungen über die gemeinsame Vermarktung von Kombi-Angeboten, wie sie Yahoo in den USA beispielsweise mit AT&T und Verizon offeriert. Über den Plan soll das Management von Time Warner voraussichtlich am 27. Juli entscheiden.

Die Spekulationen dürften indes Bewegung in den geplanten Verkauf von AOL Europe bringen. In Deutschland zählt AOL nämlich zu den vier größten Anbietern von DSL-Zugängen. Dementsprechend stehen zahlreiche Kaufinteressenten Schlange. Sollte sich Time Warner entschließen, das Breitbandgeschäft von AOL weltweit einzustellen, könnte sich auch ein Komplettverkauf von AOL Europe erübrigen. (map)