Erzrivalen Premiere und Arena zur Kooperation gezwungen

Mächtige Infrastrukturbetreiber wie Kabel Deutschland und die Deutsche Telekom drängen ebenso ins Pay-TV-Geschäft wie frei empfangbare Sender wie ProSieben.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Die beiden Pay-TV-Sender Arena und Premiere haben monatelang mit harten Bandagen gekämpft. Erst luchste der Neuling Arena dem Platzhirsch aus München mit einer 220-Millionen-Euro-Offerte die Rechte an der Fußball-Bundesliga ab, dann bekriegten sich die beiden Unternehmen unter anderem mit Einstweiligen Verfügungen. Doch letztlich wurden die beiden Firmen zur Kooperation gezwungen: Arena hatte zwar die teuer erworbenen Bundesliga-Rechte – aber Schwierigkeiten, alle Kunden zu erreichen. Premiere wiederum hat den Zugang zu den Kunden, mit der Bundesliga aber sein attraktivstes Programm verloren. So schweißte die Not die beiden Sender zusammen. "Wir sind als vernünftige Leute zusammengekommen", sagte Premiere-Chef Georg Kofler. "Beide Seiten sind Gewinner."

Vor allem Arena saß auf heißen Kohlen. In vier Wochen startet bereits die Bundesliga-Saison. Um die immens hohe Investition wieder einzuspielen, braucht der Sender rasch einen möglichst großen Kundenstamm. Zu den 9,6 Millionen Kunden des größten deutschen Kabelnetzbetreibers KDG hatte Arena bisher aber keinen Zugang. Alle Verhandlungen mit der KDG führten zu keinem Ergebnis. Nun übernimmt Premiere die Vermarktung im Kabel. Das bedeutet, dass Premiere das Bundesliga-Programm von Arena unverändert ausstrahlt. Wer es sehen will, muss an Premiere zunächst 14,90 Euro überweisen. Den Großteil davon wird Premiere an Arena weiter reichen müssen, es bleibt aber eine ordentliche Provision. "Wir bekommen eine Marge, ohne wesentliche Risiken tragen zu müssen", frohlockte Kofler. So einfach habe er es mit der Bundesliga noch nie gehabt.

Für wen sich der Deal am Ende auszahlt, blieb am Donnerstag offen. Finanzielle Details wurden nicht bekannt. Premiere geht aber davon aus, dass es nun keinen Massenexodus der rund 3,5 Millionen Abonnenten geben wird. Die Premiere-Kunden können nun zusätzlich zu einem der – ohne Bundesliga billigeren – Premiere-Pakete noch den Bundesliga-Kanal von Arena buchen. Wichtiger Vorteil: Ein zusätzlicher Decoder ist nicht nötig. Kofler geht davon aus, dass das Gesamtangebot aus Filmen und Fußball dann nicht viel mehr kostet als vorher. "Der Gewinner ist der Kunde." Premiere hat den Vorteil, dass im Rahmen der Einigung die Arena-Gesellschafter ish, iesy und Tele Columbus zusagten, künftig Premiere offensiv bei ihren Kabelnetzkunden zu vermarkten.

Auch bei Arena hielt man sich naturgemäß mit finanziellen Details bedeckt. Zwar bleibt nun ein Teil der Abo-Einnahmen bei Premiere hängen. Dafür kann sich der Sender nun mit seinen Werbekampagnen an alle Kabelhaushalte in Deutschland wenden. Immerhin sehen mehr als die Hälfte der 35,5 Millionen TV-Haushalte über Kabel. Die etwa 39 Prozent Satelliten-Haushalte können Arena abonnieren, brauchen aber einen speziellen Decoder, was die Kundengewinnung erschwert.

Nach der Einigung zwischen Arena und Premiere wird der Markt in Bewegung bleiben. Mächtige Infrastrukturbetreiber wie die KDG und die Deutsche Telekom drängen ebenso ins Pay-TV-Geschäft, wie frei empfangbare Sender wie ProSieben. "Es werden sich völlig neue Vertriebs- und Vermarktungspartnerschaften ergeben", sagte Kofler. Neue Wettbewerber seien nicht unbedingt eine Bedrohung, da der Markt wachse. "Jetzt wird das ein vielstimmiger Chor." Dass es allerdings zu einer Fusion seines Konzerns mit Arena oder KDG kommt, glaubt er nicht. "Das wäre kartellrechtlich höchst problematisch." (Axel Höpner, dpa) / (jk)