Was war. Was wird. (Des Sommernachtsrätseltraums dritter Teil)
Muss man sich denn immer zwischen zwei Seiten entscheiden, seufzt Hal Faber, und meckert noch ein bisschen über all diese moderne Mobilität mit all den unsäglichen Geräten, die sie hervorbringt, und rätselt doch weiter.
Was war.
*** Sommerzeit ist Rätselzeit. Während mein kleines Sommerrätsel in die dritte Runde geht, starten andere das schwerste Rätsel Deutschlands, gesponsert von Merian und Brockhaus. Ein Rätsel, das ganz passend zur aktuellen politischen Lage mit alttestamentarischen Fragen wie "Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn" den Sommer bestreitet. Dazu verkündet weiter vorne im Blatt ein Regierungschef "Niemand kann uns aufhalten". Das sind nicht die besten Voraussetzungen für ein Sommerrätsel, das leicht und locker daherkommen soll, zumal die Hal'sche Variante (ha, Duden!) heute über die mobilen Wunderdinge des Lebens geht, ohne die wir gar nicht mehr leben können.
*** Vielleicht sollte ich es wie die Blogger machen, die in dieser Woche einen wunderbaren Universal-Blog-Eintrag veröffentlichten, dann bin ich die Debatte darüber, ob der Heiseticker [Libanon oder Israel] den Vorzug gibt, ganz schnell los. Aber ich bin nur [Hinweis auf den schlechten Ruf des Berufs] Journalist, dessen einzige Aufgabe darin besteht, mit dem WWWW am besucherschwachen Wochenende für das nötige Geblubber inmitten des allgemeinen Quoten-Wahnsinns zu sorgen. Unter der Woche ist das anders, da sind zum Libanon und dann zur emotional geschwängerten Nachricht aus Israel die Schrapnelle in den Foren explodiert. Oh [große Klage eines kleinen Kopfes] wie weit entfernt sind uns die Tage, an denen der kleine Troll ein Plotterprogramm für den Apple ][ war. Mindestens soweit entfernt wie der Frieden im [Nahen Fernen Unverständlichen Unstoppbaren] Osten.
So kommen wir zu Frage 1: Trefflich beschützt durch Veto-Androhungen der USA "hat das Militär das Wort" [was ein ausgesprochen blöder Ausdruck dafür ist, dass statt Worte Raketen und Schrapnelle ausgetauscht werden]. Welche beliebte deutsche Debatte illustriert dieses Bild links (wie immer und auch bei allen anderen Bildern öffnet ein Klick eine vergrößere Ansicht)?
*** Während vor 200 Jahren das Heilige Römische Reich Deutscher Nation endgültig am Ende war und trotz Napoleon und 1848 so gar nichts Revolutionäres daraus entstehen wollte, was die Deutschen von Kleinstaaterei, Biedermeier und bismarckschem Obrigkeitsstaat errettet hätte, begann vor 40 Jahren eine wahre Revolution, aus der aber auch nichts Gutes erwachsen wollte. Am 5. August 1966 erschlugen Rotgardistinnen die Vize-Rektorin der wichtigsten Pekinger Mädchenschule. Die Tat gilt als erster Höhepunkt der Großen Proletarischen Kulturrevolution, die sich nach einer kurzen Anheizphase zu einer kollektiven Gewaltorgie steigerte. In China wird die Revolution "das große Chaos" oder "die 10 verlorenen Jahre" genannt, wenn überhaupt von ihr die Rede ist. Denn beim Großen Bruder herrscht eine strenge Zensur. Welche Spuren die Quälereien der Jugendlichen hinterlassen haben, die mehr Tempel und Statuen zerstörten als alle Taliban zusammen, darüber wird in China noch gerätselt. Die Reaktionen auf die Junggardisten, die Softwareraubkopierer anschwärzen sollen, zeigen, wie tief die Angst sitzt. Nur wenige der Techniker, die 1966 stolz die ersten chinesischen Computer DJS-5 im Ausland zeigten, überlebten die Kulturevolution. Ihre Ideen vom Volkscomputer hatten nichts mit ihrer Propaganda der einfachen Volkstechnik der barfüßigen Ärzte und Techniker zu tun.
*** Heute freut man sich in China über FonePlus von Microsoft, das helfen soll, Windows via Handy zu verbreiten. Einen ähnlichen Gedanken verkörpert das Googlephone. Der Kurbel-PC von Nicholas Negroponte wird dagegen belächelt.
So ergibt sich logisch Frage 2: Wie hieĂź der kleine Rechner, von dem Negroponte einmal behauptete, er wĂĽrde eine groĂźe Kulturrevolution in der Erziehung einleiten?
Frage 3 folgt auf dem Fuß: Als das 100-Dollar-Missverständnis erstmals der Presse vorgestellt wurde (siehe das Bild hinter diesem Link), war die Stromkurbel nicht funktionsfähig. Aus welchem Land kommt ihre Technik?
*** Eigentlich könnte es eine Zusatzfrage zum Fernlernen geben, mit der beliebten trolligen Floskel "Was soll der ganze Quatsch?" Denn die amerikanische Firma Blackboard hat ein sehr breites Patent auf jede Form des eLearning bekommen und letzte Woche damit angefangen die Konkurrenten vor Gericht zu verklagen. Auch in Europa will man damit die Gerichte beschäftigen.
Möglichwerweise gibt es hierzulande Prior Art. Ansonsten ist der Fall wieder einmal geeignet, den ganzen Unsinn der Patente zu verdeutlichen. Bleibt das Patent erhalten, bleibt eine Wikiversity Utopie.
Womit wir bei Frage 4 wären: Das Foto rechts zeigt eine Szene aus einem Theaterstück in New York, in dem Schauspieler mit mobiler Blackboard-Technik aus Los Angeles und Paris zugeschaltet wurden. Wie hieß die Software?
*** Bei uns wird eine Utopie Realität, an der die Realisten nie gezweifelt haben: Die LKW-Mautdaten werden Fahndungsdaten, die PKW-Maut führt zur PKW-Überwachung. Was auf Drängen der CDU/CSU und FDP einstmals als Zweckbindung in das Autobahnmautgesetz geschrieben wurde, wird von politischen Hysterikern weichgeklopft. Daneben sollen im Kampf gegen den Terror Bahnhöfe in jedem Winkel und Züge bis auf die Toilette mit Videokameras bestückt werden. Wie ungemein hilfreich das ist, haben die Londoner Ereignisse bewiesen: Auch die größte Überwachung bringt keine höhere Sicherheit, allenfalls eine bessere Aufklärungsquote. Auf jeden Fall bringt sie für die IT-Branche fette Aufträge.
Daher Frage 5: Welche Funktion hat dieses Gewehr im Bild links im Kampf fĂĽr mehr Sicherheit?
*** Gestern saß ich neben Bill Gates im Flieger nach München. Das war lustig, denn ich durfte mit ihm ein Interview führen. Also fragte ich ihn, wie er sich denn so fühlt, wo er doch nicht mehr Microsofts Großhirn ist. Gates meinte, dass er als Zwischenhirn und Stammhirn sehr wohl noch gebraucht werde und spielte weiter mit seinem Juemmpissie, wie die neuen Hemdtaschenrechner in der FAZ (leider nur auf ***ePaper) genannt werden, "die im Winter den Muff ersetzen können". Dann lieh sich Bill Gates von mir einen Dollar, um mit mir um einen Dollar zu wetten, wer von uns beiden zuerst von der Stewardess bedient wird: das übliche Microsoft-Geschäftsmodell halt. Ich wollte noch einen wirklich guten Fallschirmwitz erzählen, kam aber nicht mehr dazu. Der nächste Journalist, ausgerechnet aus Oslo, drängte sich heran. Björn Benkow wollte auch noch ein Interview auf dem Linienflug nach München. Ausgerechnet Björn Benkow, der Tom Kummer Skandinaviens, der ein erfundenes Interview mit unserem Gaspedal-Richthofen Michael Schumacher veröffentlicht hat. Björn Benkow unterhielt sich mit Gates über soo langweilige Sachen wie Googles Erfolg, die EU-Wettbewerbsklagen und Melindas Art, ihm Taschengeld zu geben. Ja, muss man denn so etwas langweiliges erfinden?
Aber Frage 6 ist nicht erfunden: Im erstunkenen und erlogenen Absatz ist ein Laptop versteckt. Wie heiĂźt das Teil?
Gleich noch Frage 7, wir haben ja nicht ewig Zeit: Da gibt es eine Werbemaßnahme, bei der Deutschlands ältestes Notebook gegen einen modernen HP-Laptop ausgetauscht werden soll. Wer immer das macht, erwirbt einen Rechner, der in zwei Jahren obsolet wird, während Deutschlands ältestes Notebook Deutschland ältestes Notebook bleibt. Wie hieß der erste Diktiertop?
*** Was Journalisten können, liest man täglich im Bildblog, ein ehrenwertes Unternehmen. Irgendwann wird es möglicherweise den Heiseblog geben, der die Nachrichten aus der norddeutschen Tiefebene begleitet. Aber der Rest des Boulevards verdient auch Beachtung. Nehmen wir nur die zahllosen Desinformationskampagnen über Hartz IV.
Eine Kürzung der Bezüge um 400 Euro unter dem ALG-II? Nein, das ist keine Frage des Sommerrätsels, sondern gesetzlich geregelt: 345 Euro werden höchstens gezahlt. OK, das Wohngeld gehört nicht dazu. Dafür gibt es ja seit dieser Woche intelligente Formulare. In Deutschland ist die Schwerkraft keine Konstante.
Frage 8: Konnten diese Geräte im Bild rechts abheben?
Was wird.
Natürlich wird es am Montag mit WWWW-Logo die übliche Auflösung des dritten Teils des Sommerrätsels geben. Außerdem steht noch die Sache mit den Sommerhits aus – um die Verwirrung noch größer zu machen, nach Chick Corea, Willem Breuker Kollektief und Seed lief hier gerade das feine "Cloudbusting" von Kate Bushs "Hounds of Love", gefolgt von Tocotronics "Aber hier leben, nein danke". Pure Vernunft darf niemals siegen? Ja doch ... Die wunderbare Mannschaft, für die ein einziges Mal das Logo geändert wurde, hat die Bayern verputzt. Und auch bei den Radsportlern scheint das Testosteron aller Beteiligten zu sinken. Als [setzen Sie doch ein, was Sie wollen] Journalist mit eigenem Büro muss ich monatlich meine Steueranmeldungen an das Finanzamt schicken. Zum Ausgleich für den miserablen ELSTER-Service, der mehr off- als online ist und darum Strafgebühren kostet, wird es vielleicht eine Ermäßigung bei der GEZ für den von ELSTER vorgeschriebenen Internet-PC geben. Dabei weiß die unbeliebteste Firma Deutschlands nicht einmal, wie genau so ein Internet-PC zu definieren ist.
Was uns direkt zu Frage 9 führt: Auf Anfrage wurde dieses handliche Gerät im Bild links nicht als Internet-PC gewertet. Warum ist es leider doch ein Internet-PC?
*** Ja, darüber habe ich mich geärgert. Dafür hat mir dieses Gerät Freude bereitet, weil es versucht, Dinge zu erklären, die gar nicht so einfach zu erklären sind. Es ist ein Personal Art Assistent. Aber Hoppla, was ist denn das für ein Bild?
Also die Frage 10: Was ist in diesem Bild rechts falsch?
Und Zusatzfrage 11: Was bitte soll im abschließenden Sommerrätsel das Hauptthema sein?