IBM-Forschungschef fordert mehr Mut bei Softwareentwicklung

Wenn alle Projekte ein Erfolg sind, sind wir nicht mit genug Risiko bei der Auswahl rangegangen", meinte der Chef des IBM-Forschungslabors in Böblingen.

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  • dpa

Der deutsche IBM-Forschungschef Herbert Kircher hat mehr Mut zum Risiko bei der Entwicklung neuer Softwarelösungen gefordert. "Etwa 30 bis 40 Projekte laufen bei uns in der Regel parallel. Davon kommen neunzig Prozent auch auf den Markt", sagte Kircher der dpa. "Diese Zahl ist mir eigentlich zu hoch. Wenn alle Projekte ein Erfolg sind, sind wir nicht mit genug Risiko bei der Auswahl rangegangen." Das Böblinger IBM-Labor ist das größte des Computerkonzerns außerhalb der USA.

Ziel der Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Computerkonzerns sei, Unternehmensprozesse durch Software so flexibel zu machen, dass sie sehr schnell an neue Strategien und Wettbewerbssituationen angepasst werden können, erklärte der Geschäftsführer der IBM Deutschland Entwicklung GmbH. "Es geht dabei um die strategische IT-Infrastruktur für Unternehmen. Unsere Kunden sind Companies und nicht die Privatpersonen als Endverbraucher. Es geht uns darum, Geschäftsprozesse zu verbessern."

"In der Regel sind im Rechenzentrum eines Unternehmens nie alle Rechner voll ausgelastet", sagte der Chef des Böblinger IBM-Labors. "Die Informationstechnologie ist in vielen Unternehmen außerdem ein fixer Kostenblock." "Wir müssen die Informationstechnologie künftig auf Anforderung und ganz speziell zuschneidern", erklärte Kircher die Strategie. "Es muss in einem Unternehmen so sein, als ob es den Wasserhahn dafür auf- und zudrehen kann und auch nur bei offenem Hahn dafür bezahlen muss." IBM müsse für diese Entwicklungen so flexibel wie nur möglich sein. "Die meisten Innovationen sind jedoch Verbesserungsinnovationen", sagte Kircher. "Etwa zwei Jahre dauert es, bis eine Entwicklung am Markt ist."

In der IBM-Welt gibt es nach Angaben des Forschungschefs insgesamt 40 Entwicklungszentren. Der Konzern gibt rund 5,5 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung pro Jahr aus. In Böblingen arbeiten rund 1800 Entwickler. "Alles, was wir entwickeln, entwickeln wir für den Weltmarkt und nicht speziell für den deutschen Markt", betonte Kircher. Die Fluktuation seiner Mitarbeiter liege bei etwa einem Prozent pro Jahr. (dpa) / (jk)