Entlassungswelle bei IT-Tochter des TUI-Konzerns [Update]

Rund 250 Mitarbeiter bei TUI InfoTec sollen zum 4. Quartal die Kündigung erhalten. Die Geschäftsleitung will die konzerneigene IT-Sparte damit für den indischen Offshoring-Spezialisten Sonata interessant machen, der die Mehrheit an InfoTec erwerben soll.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Bei TUI InfoTec, der IT-Tochter des größten europäischen Reisekonzerns TUI, stehen Massenentlassungen offenbar unmittelbar bevor. Unternehmensnahen Kreisen zufolge müssen in einer ersten Entlassungswelle zum 4. Quartal rund 250 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Die TUI-Geschäftsführung wolle InfoTec mit diesem Schritt für den Joint-Venture-Partner Sonata Deutschland – Tochter des indischen Offshoring-Spezialisten Sonata Software – interessant machen, heißt es. Sonata werde die Mehrheit an TUI InfoTec erwerben und das Unternehmen verschlanken. Nach der Neuausrichtung sollen von den einst fast 500 Mitarbeitern weniger als 100 in Deutschland verbleiben.

TUI-Chef Michael Frenzel hatte zuvor angekündigt, bis 2008 konzernweit Kosten in Höhe von insgesamt 210 Millionen Euro einsparen zu wollen. Dazu soll unter anderem im Heimatmarkt Deutschland jede fünfte von 2000 Stellen im Veranstalter- und Reisebürogeschäft wegfallen, was Einsparungen bei den Personalkosten von rund 50 Millionen Euro bringt. Auch die IT-Sparte sollte ihren Beitrag zu den Sparmaßnahmen leisten, bislang war jedoch nur von rund 100 Stellen die Rede, die in diesem Bereich wegfallen. In Indien arbeiten bereits 35 Beschäftigte für TUI InfoTec und entwickeln Datenverarbeitungsprogramme für die Touristik. TUIs britische Touristiktochter Thomson Travel hat ihre Datenverarbeitung bereits weitgehend nach Indien verlagert.

Die Touristik gehört im TUI-Konzern zu den profitablen Sparten. Laut den am gestrigen Donnerstag in Hannover vorgelegten Quartalszahlen stieg der Betriebsgewinn im Reisegeschäft im Zeitraum April bis Juni gegenüber dem Vorjahr um gut 30 Prozent auf 152 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 4,3 Prozent auf 3,64 Milliarden Euro. Insgesamt sank TUIs operatives Konzernergebnis im zweiten Quartal infolge von Problemen bei den Reedereien Hapag-Lloyd und CP Ships jedoch auf 89 Millionen Euro, nach 204 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Quartalsumsatz stieg binnen Jahresfrist von 4,7 Milliarden auf 5,4 Milliarden Euro.

[Update]

In einer schriftlichen Stellungnahme weist die TUI AG darauf hin, dass bei TUI InfoTec "keine Entlassungswelle in dem von Ihnen geschilderten Ausmaß geplant ist". Die Zahl von 250 Mitarbeitern, die im 4. Quartal gekündigt werden sollten, stimme nicht. Diskutiert werde über eine vollkommen andere Zahl. Leider könne man zum heutigen Zeitpunkt keine genaue Zahl nennen, da man sich in Verhandlungen mit dem Betriebsrat befinde. Falsch sei auch die Behauptung, dass die britische Tochter TUI UK die IT-Jobs bereits weitgehend nach Indien verlagert habe. TUI UK beschäftige derzeit rund 300 IT-Mitarbeiter in Großbritannien, in Indien seien für TUI UK zirka 145 Mitarbeiter tätig. (pmz)