100 Jahre Funk in Nauen

Von Holzschuppen, Kolonien und Zeitzeichen: Im havelländischen Nauen fand ein bedeutender Teil des Funk-Fortschritts statt.

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Nauen freut sich über hundert Jahre Funkgeschichte: Am 19. August 1906 nahm Telefunken nahe der havelländischen Stadt in einem Holzschuppen seine Versuchsstation in Betrieb. Ende 1906 galt die Station als leistungsstärkste in Europa. Wenige Jahre später überbrückte man bereits Entfernungen bis zu 6000 Kilometer und tauschte Telegramme mit den Kolonien in Übersee aus.

Im Ersten Weltkrieg nutzte das Militär die Anlage unter anderem zur Steuerung der U-Boot-Flotte. Ab 1917 konnte das deutsche Reich nach dem Zeitzeichen seine Uhren stellen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs kam der Funkbetrieb nach Zerstörungen zunächst zum Erliegen. 1955 begann der Wiederaufbau und ab 1958 strahlte Radio Berlin International, das ostdeutsche Pendant zur (West-)Deutschen Welle, sein Programm von Nauen aus.

Die erste Funkstation auf deutschem Boden war seit 1900 auf Borkum in Betrieb, allerdings im Besitz der konkurrierenden englischen Marconi-Gesellschaft. Weil die Funker damals Telegramme fremder Systeme nicht annehmen durften, konnte Kaiser Wilhelm II. von Bord der Hamburg keine Nachricht absetzen und befahl den Bau einer eigenen Küstenfunkstelle, dem späteren Norddeich Radio. Die ersten Sendeversuche ergaben jedoch keine befriedigende Reichweite, sodass Norddeich Radio erst nach Verbesserungen im Jahr 1907 den Regelbetrieb aufnahm.

1998 endete die Ära der ostfriesischen Küstenfunkstelle, während aus Nauen noch heute die Deutsche Welle Programme auf Kurzwelle sendet. Mit einem Fest feiert die Stadt am kommenden Wochenende nun ihr Jubiläum. Technikinteressierte können am letzten Tag der Ausstellung "100 Jahre Funkstadt Nauen" auch die heutige Sendeanlage besichtigen. (ea)