Debatte um neue Software der Bundesagentur für Arbeit

Nach einem Software-Update wird die Praxistauglichkeit des "Vermittlungs-, Beratungs- und Informationssystems" (VerBIS) der Bundesanstalt für Arbeit infrage gestellt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Um die Funktionen von VerBIS, der neuen Software des "Vermittlungs-, Beratungs- und Informationssystems" der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist eine Debatte entbrannt. In VerBIS werden die bisher getrennten Programme zur Berufsberatung und Arbeitsvermittlung zusammengefasst. Mit Ausnahme der so genannten Optionskommunen, die lokale Software einsetzen und daher von VerBIS ausgeschlossen sind, arbeiten alle Arbeitsagenturen und -gemeinschaften mit dieser Beratungs- und Vermittlungssoftware. Demnächst soll VerBIS mit der zentralen webbasierten Software A2LL zur Leistungsberechnung des Arbeitslosengeldes II gekoppelt werden, wenn diese einigermaßen stabil läuft. Nach einem Update von VerBIS gibt es jetzt Streit um die Praxistauglickeit der Software.

VerBIS sei nach dem Update instabil sowie kontraproduktiv geworden und behindere die Arbeit der Vermittler. Diese Ansicht vertritt Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen, dem kommunalen Spitzenverband der 31 Kreise des Bundeslandes. Klein kritisierte vor allem das seiner Ansicht nach fehlerhafte Verfahren zur Datenübernahme. "Es verursacht überflüssige Mehrarbeit, weil mit ihm nicht sämtliche Bestandsdaten automatisch übernommen, sondern mühsam von Hand nachgetragen werden müssen", erklärte Klein. Beispielsweise müssten jetzt neue so genannte "Betreuungsstufen" für mehrere hunderttausend erwerbsfähige Langzeitarbeitslose manuell zugeordnet werden. Viele Daten, die in das alte VerBIS-System eingepflegt worden waren, seien nach dem Update nicht mehr "sichtbar", überdies müssten die Mitarbeiter für einige neue Funktionen von VerBIS noch geschult werden.

Nach Ansicht von Klein sind IT-Systeme für die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen unverzichtbar. Auf VerBIS könne man jedoch verzichten. "Die Software ist instabil, wichtige Schnittstellen fehlen, die Anwendung ist kompliziert, praxisfern und im alltäglichen Einsatz schlicht und ergreifend kontraproduktiv. 'VerBIS' ist kaum auf die Bedürfnisse der Langzeitarbeitslosen zugeschnitten und überaus personalintensiv", lautet das Fazit von Klein.

Die NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur wies Kleins Darstellung heute zurück. Insbesondere sei die manuelle Pflege der Daten und die kritisierte Eingabe der "Betreuungsstufen" durch die Sachbearbeiter kein Software-Fehler, sondern ergebe sich aus den gesetzlichen Vorschriften. "Richtig ist, dass die Einstufung der Kunden im Sozialgesetzbuch II ausschließlich durch die Fallmanager/Vermittler der Arbeitsgemeinschaften erfolgt. Im Rahmen der kontinuierlichen Kontakte mit den Kunden wird diese Einstufung sukzessive vorgenommen. Es ist also nicht so, als müssten jetzt 'hunderttausende Langzeitarbeitslose' auf einmal umgestellt werden", heißt es in der Stellungnahme der BA-Regionaldirektion, die jedoch konzediert, dass das VerBIS-Update nicht optimal eingespielt wurde. "Es ist auch richtig, dass die Hinweise zur Programmaktualisierung zu spät kamen und aufgrund der verspäteten Information Daten zur Kundensteuerung nicht komfortabel zur Verfügung stehen. Die zukünftige Kommunikation zwischen der Zentrale und den Agenturen für Arbeit und den Arbeitsgemeinschaften wird daher optimiert." Abwegig sei es jedoch, aus der Einführung einer neuen Software-Version eine Behinderung bei der Integration von Langzeitarbeitslosen abzuleiten. (Detlef Borchers) / (vbr)