ATK vs. WEKA: Juristische Fallstricke

Der Software-Entwickler Marc Ruef, der die Firma WEKA des Code-Diebstahls beschuldigt, beschreibt in seinem Blog die juristischen Eventualitäten, die damit verbunden seien, wenn er weiter seine Forderungen durchsetzen will.

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Der Software-Entwickler Marc Ruef steckt bei seinem Zwist um angeblichen Code-Diebstahl und Verstoßes gegen die General Public Licence (GPL) mit der Verlagsgruppe WEKA Business Information GmbH & Co. KG in einer juristisch-finanziellen Zwickmühle. Da Antworten auf seine bisherigen Vorhaltungen ausblieben, überlege er nun weitere Schritte, schreibt Ruef in seinem Blog. Ein Anwalt der Free Software Foundation (FSF) habe ihn darüber aufgeklärt, es bestehe die Möglichkeit einer nachträglichen Unterlassungserklärung, allerdings bestehe das Risiko, dass WEKA diese nicht anerkennt, da diese das strittige Produkt Interest Security Scanner Ende Juni zurückgezogen habe.

In dem Fall bliebe Ruef zunächst auf seinen Anwaltskosten sitzen und nur noch der Weg vor ein Gericht, doch auch hier seien die Chancen zweifelhaft: "Vor allem deswegen, weil es sich hier um einen ganz besonderen Fall in Bezug auf die General Public License (GPL) handelt. Da ich in gewissen Bereichen auf Teile anderer GPL-Lösungen aufbaue, werde ich unter Umständen nicht als alleiniger Urheber angesehen. In diesem Falle wäre es erforderlich, dass die Entwickler der anderen Teile ebenso gerichtlich vorgehen. Ein Umstand, den ich nur schwerlich beeinflussen kann." Wenn andere nicht mitzögen, sei der Ausgang ungewiss, "da es bisher einen solchen Fall weder in Deutschland noch in der Schweiz jemals gegeben hat. Hier müsste also ein internationaler Präzedenzfall komplexerer Natur angestrebt werden".

Diese Situation zeige, dass auf juristischer Ebene der Kleinere oftmals dem Größeren unterliegt, auch wenn der Kleinere sich im Recht befindet, schreibt Ruef weiter. "Dennoch denke ich nicht, dass hier eine Schlacht verloren wurde", meint der Software-Entwickler im Hinblick auf das bisherige Medien-Echo.

Im Juni hatte Ruef juristische Schritte gegen die Firma WEKA angekündigt. Ruef hat das Attack Tool Kit (ATK) entwickelt, einen unter der GPL veröffentlichten Schwachstellen-Scanner für Windows. Der Vorwurf lautet, die Firma WEKA habe in ihrem proprietären, kostenpflichtigen Security-Scanner Quellcode aus dem ATK-Projekt benutzt, ohne diesen, wie es die GPL vorschreibt, ebenso unter diese Lizenz zu stellen. Das Programm liegt nur in binärer Form vor, an keiner Stelle werde der Autor des Originalcodes erwähnt, womit WEKA gegen das Urheberrecht verstoße.

In seinem jüngsten Beitrag zu dem Themenkomplex schreibt Ruef, die FSF habe ihm lediglich einen Anwalt empfohlen, aber keine finanzielle Unterstützung angeboten – und die bräuchte er, um seine Ansprüche gegenüber WEKA durchzusetzen. Er habe der FSF verdeutlicht, dass ohne finanzielle Unterstützung kein Gerichtsverfahren, keine Begleichung der Rechnung und damit auch keine Spende zustande komme. Die ausstehenden 50.640 Franken (33.000 Euro) wolle er einer Wohltätigkeitsorganisation wie zum Beispiel dem SOS-Kinderdorf spenden. (anw)